Freibier für alle. Der Letzte bezahlt. Menschenskinder, besser hätte ich die Auslosung für den monetären Wettbewerb nächstes Jahr in Polen und der Ukraine auch nicht hingekriegt. Die vanilleeisweiße Punkteweste aus der EM-Quali steht gleich ab dem ersten Spiel auf dem Prüfstand. Eins habe ich am Freitag jedoch nicht so richtig auf die Reihe gekriegt. Antenne Bayern brachte vor der Auslosung eine Sequenz mit Übungsleiter Löw. Da sprach er mehrfach von Freude. Freude auf die bevorstehende Auslosung. Später bei den TV-Bildern vom öffentlich-rechtlichen Qualitätsfernsehen konnte ich in den Gesichtszügen des ehemaligen Spielers vom SC Freiburg keine überbordende Freude ob der Gegnerschaft aus den Niederlanden, Portugal und Dänemark feststellen. Warum eigentlich?
Alle drei zugelosten Kontrahenten haben Deutschland in der Historie bereits empfindliche Niederlagen bei Fußballeuropameisterschaften beigebracht. 1988 gewann die Niederlande das Prestigeduell in Deutschland gegen die Elf von Franz Beckenbauer. 1992 gab es gegen die fröhlichen und relaxten Dänen eine schmerzende Finalniederlage. Berti Vogts sein erstes Turnier als Bundestrainer. Dänemark war 1992 sowas von tiefenentspannt. Unglaublich. Dann bliebe noch die klare Niederlage von Deutschland in der Vorrunde 2000 gegen Portugal. Der eloquente Erich Ribbeck hatte den Laden irgendwie nicht richtig im Griff. Aus dieser historischen Konstellation sollte Übungsleiter Löw und sein Betreuerstab genug Motivation ziehen.
Sollte es mit dem Einzug in die nächste Runde nicht klappen hat man zudem eine prima Ausrede parat. Es war eine Hammergruppe. Schwer wie Blei. Es waren halt unsere Angstgegner. Wir haben nie von Glückslos gesprochen. Die Favoritenrolle hatten wir spätestens seit der Auslosung an der EM Garderobe abgegeben. Blick nach vorn. Unsere Aufmerksamkeit ist jetzt auf die WM 2014 in Rio de Janeiro gerichtet.
Aber es kann ja auch vollkommen anders kommen. Ein geschmeidiger Durchmarsch durch die Gruppe. Irgendwann trifft die Elf dann auf Wunschgegner Spanien… Menschenskinder, jetzt mach ich schon fast den Uli Hoeneß. Die Berliner Morgenpost brachte jenes feine Bonbon:
,,Geht es nach Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß ist allerdings ohnehin egal, gegen wen der dreimalige Europameister in der Gruppenphase spielt. „Es ist nur die Frage, wer gegen Deutschland ins Endspiel kommt. Deswegen ist es wurscht, wer sonst noch in der Gruppe rumturnt“, sagte Hoeneß dem SID.“
Nun, Übungsleiter Löw war es nach der Auslosung jedoch offenbar nicht wurscht mit wem er in der Vorrunde zusammen turnen muss. Der Blick auf die verdichteten Gruppen bei einer EM gegenüber einer WM, mit dem Querverweis – das Teams wie Ecuador oder Costa Rica eben nicht zugelost werden können -, klang nicht nach dem Selbstverständnis eines Uli Hoeneß (Europameister 1972, Weltmeister 1974, Vizeeuropameister 1976).