Gipfelstürmer: Von Vettel über Nestler bis Kaltenbrunner und Messner

Während Sebastian Vettel in Suzuka seinen 2. WM Titel in der Formel 1 am nächsten Sonntag einfahren sollte (mehr dazu bei spox unter dem Titel Historie: WM-Entscheidungen in Suzuka – Das Schlachtfeld der Genialen) berichtet der zur Nepal Expedition aufgebrochene Stefan Nestler auf seinem Blog Abenteuer Sport von einem anderen schnellen und offenbar talentierten Mann hinter dem Lenkrad: 

,,Jedes Land hat seine Automobilsport-Talente. Der Sebastian Vettel Nepals steuerte unseren Kleinbus von Nepalgunj ins nördlich gelegene Surkhet. Der Bus war voll beladen. Innen drängten sich die Expeditionsteilnehmer mit ihren Rucksäcken, auf dem Dach stapelten sich die Packtaschen mit unserer Ausrüstung. Das hinderte den jungen Formel-Nepal-Piloten jedoch nicht daran, kräftig Gas zu geben. Wenn wir Straßensperren des Militärs passiert hatten, bekreuzigte sich der Fahrer, als suche er göttlichen Beistand für seine Raserei. Ich quetschte mich mit Expeditionsleiter Herbert auf der Vorderbank. Nicht angeschnallt, weil die Gurten fehlten.“

Stefan Nestler peilt den Siebentausender Putha Hiunchuli an und berichtet in bester Blogger Manier kontinuierlich davon. Der Fahrer telefonierte noch nebenbei mit dem Handy und landete mit einer Punktlandung vor dem Hotel in Rekordzeit. Ganz so schnell wird der erfahrene Bergsteiger Nestler nicht auf den 7246 m hohen Gipfel vom Putha Hiunchuli kommen. Gemach, gemach. Er bringt die nötige Expeditionserfahrung für ein erfolgreiches Gelingen des neuen Bergprojekts mit. In Stefan Nestler und seine Nepal Expedition schrieb ich vor 14 Tagen: 

,,Der Deutsche Welle Reporter Nestler hat bereits in der Vergangenheit einige lesenswerte Blogs geführt. Erinnert sei an den Everest-Blog 2005, den Manaslu-Blog 2007 oder den Nordpol-Blog 2009.“

Was macht eigentlich Gerlinde Kaltenbrunner? Kürzlich erklomm sie erfolgreich den K2 und war damit die erste Frau der Welt die alle Achttausender ohne die umstrittene Unterstüzung von Sauerstoffflaschen bezwang. Mit ihrem Multivisionsvortrag – Leidenschaft Leben über 8000 – hat sie einen gut gefüllten Terminkalender. Altdorf, Markt Schwaben, Villingen-Schwenningen und Hechingen sind die Stationen in dem Zeitfenster vom 4. bis 10. Oktober 2011. Respekt. Die mediale Ernte beginnt ja nach dem Abstieg. An ihrer Seite Ehemann Ralf Dujmovits

Noch ein Wort zum Thema Sauerstoff. Extrembergsteiger und Grenzgänger Reinhold Messner erklärte dazu kürzlich im Spiegel-Online Interview:

,, Theoretisch ist der Berg dann ohne Sauerstoffgerät 2000 Meter höher. Man muss öfter verschnaufen, man hyperventiliert, man hat weniger Kraft in den Beinen und bringt auch weniger Willen auf, die Entscheidungsfreude sinkt spürbar. Dieses letzte Stück vor dem Gipfel erscheint unendlich lang, man denkt, die Qual hört nicht mehr auf. Kurzum: Man lässt sich früher von Hoffnungslosigkeit überwältigen.“

Ansonsten äußert sich Bergsteigerpionier Messner auch über die Leistung von Gerlinde Kaltenbrunner anerkennend. Jedoch kann er sich nicht den Verweis auf den seiner Meinung nach nicht vorhandenen Alpinstil verkneifen. Ach, ich bin ja kein Berufsbergsteiger, doch ich ahne welche Eitelkeiten und welches Konkurrenzdenken zwischen den einzelnen Protagonisten der Gipfelstürmer herrschen müssen. Siehe zum Verständnis der Beziehung zwischen Messner und Kaltenbrunner auch das Focus Interview vom August 2008 ,,Messner hat keine Ahnung“. Ich find das gegenseitige beharken nicht immer gut. Andererseits lebt das Extrembergsteigen von den Storys. Vom Charisma der Beteiligten. Von den Büchern. Den Multivisionsvorträgen. Vom Disput. Den unterschiedlichen Philosophien. Reinhold Messner habe ich selber live im vergangenen Jahr in Oberstdorf gesehen. Einer meiner persönlichen Helden. Gar keine Frage. Er gratulierte Gerlinde Kaltenbrunner nach ihrem K2 Aufstieg nicht per E-Mail, die traditionellen handschriftlichen Glückwünsche waren seine Alternative. 

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Projekte von Red Bull mit RB Leipzig und Bayern München

Die momentan spannendsten Sportprojekte in Deutschland, der Versuch von Red Bull den Fußballverein RB Leipzig von der 5. Liga in die Bundesliga zu bringen sowie das Basketball Vorhaben von Bayern München unter der Führung vom charismatischen Coach Bauermann, haben noch nicht den großen Glanz versprühen können. Vielleicht ist dies für beide Projekte sogar gut. Ein wenig Geduld, gepaart mit Demut und scharfer Analyse des Ist-Zustands können nicht schaden.

RB Leipzig nahm ja recht geschwind die Hürde 5. Liga um dann im vergangenen Jahr beizeiten keine Aufstiegschance mehr in die 3. Liga zu haben. Der momentane Tabellenplatz 4 nach dem 1:1 gegen den VFC Plauen in der großen Red Bull Arena in Leipzig kann nur eine Zwischenetappe sein. Eine Momentaufnahme. Die Lichtblicke und Schattenblicke des Spiels gegen den VFC Plauen hat in gewohnt feiner Art rotebrauseblogger zusammengefasst.

 Mich verwundert ja bisweilen immer ein wenig die herablassende Art des einen oder anderen Gegner des Projekts von Red Bull. Wenn ich mich in der aktuellen Bundesliga umschaue sehe ich keinen Verein der ohne Geldgeber agiert. Arenen heißen schon lange Allianz oder Signal Iduna Park und auf der Brust pranken solch namhafte Großunternehmen wie Gazprom und unverhohlen wird Wolfsburg vom VW Werk finanziell gepowert oder auch Leverkusen vom Bayer Werk. Selbst bei Nischenfußballvereinen mit angeblich anderer Moral im beinharten Profifußball-Business, wie dem SC Freiburg, gibt es einen Trikotsponsor. Den Schwenk zu St. Pauli will ich jetzt erst gar nicht vollziehen. Auch dort hat der Kommerz längst Einzug gehalten.

Die Basketballtruppe von Bauermann schaffte auf Anhieb den Aufstieg in die BBL, der Etat wurde aufpoliert und in Höhe der alten Platzhirsche Brose Baskets aus Bamberg und Alba Berlin gestemmt. Nun gab es zum Auftakt in Bonn eine Niederlage. Uli Hoeneß telefonierte vor dem Spiel noch mit Dirk Bauermann und übermittelte die besten Wünsche an die Mannschaft. Geholfen hat es nicht. Vielleicht waren nach dem bemerkenswerten Sieg im Freundschaftsspiel gegen Fenerbahce Istanbul auch die Blütenträume schon ein wenig zu sehr gereift. Eine ganze Liga schien auf den Eintritt von Bayern München ins höchste Oberhaus des deutschen Basketballs zu warten. Welt Online titelte Bayern München bringt Glamour in eine graue Liga. Basketball ist auf alle Fälle in München angesagt. So waren beim Spiel gegen Fenerbahce Istanbul der ehemalige Ministerpräsident Edmund Stoiber, der Fußballweltmeister von 1974 Paul Breitner und der aktuelle Nationalspieler Bastian Schweinsteiger mit Freundin gesichtet worden.