Danke, Jean-Marie Pfaff!

Dachte fast ich hätte die Meinung exklusiv, Manuel Neuer noch lange nicht als weltbesten Torwart zu sehen. Zu leicht haben sich einstige Mitspieler von Oliver Kahn, wie Mehmet Scholl oder Stefan Effenberg, jedoch auch unzählige Sportjournalisten und Moderatoren zu dem verfrühten Satz – Manuel Neuer ist der weltbeste Torhüter – hinreissen lassen. Jean Marie Pfaff hütete von 1982 bis 1988 das Bayern Tor. Im Interview mit der Abendzeitung München stellt er den langen Weg von Manuel Neuer bis zum weltbesten Keeper dar:

,,Sie haben nach dem Einwurf-Eigentor von 1982 ab dem zweiten Spieltag die nächsten drei Spiele zu Null gewonnen.

Ja, und als ich 1988 gegangen bin, haben die Fans mich auf Händen getragen.

Bei Neuer ist das jetzt noch nicht vorstellbar…

Das kommt schon. Er ist ein exzellenter Torwart, natürlich. Groß, kräftig, charakterlich stark. Aber der Weltbeste? Er ist noch jung. Dafür muss er erst ein paar Jahre bei den Bayern auf konstant hohem Niveau halten. Aber er bekommt von den Bayern-Verantwortlichen die volle Unterstützung. Dazu kommt noch etwas, was ich ihm nicht wünsche.

Was denn, bitte?

Neuer hatte Glück, er hatte noch nie in seiner Karriere eine schwere Verletzung. Wenn er das alles übersteht, dann ist es angebracht, ihn als besten Torhüter der Welt zu bezeichnen.“

Danke, Jean-Marie Pfaff! Ich mag Klartext. Pfaff zählte selber in den 80-zigern zu den herausragenden Torhütern der Welt. 1987 wurde er zum Welttorhüter des Jahres ausgezeichnet, 2004 kam der Ritterschlag. Der muskulöse Torwart fand sich in einem illustren Kreis wieder. Jean-Marie Pfaff wurde von Pele in die geschlossene Gesellschaft der 125 weltbesten Spieler aufgenommen (mehr dazu hier). Die Liste seiner sportlichen Erfolge ist lang. Mit der belgischen Nationalelf wurde er 1980 Vizeeuropameister und 1986 Vierter der Fußball-WM in Mexiko. 1987 stand Pfaff im Endspiel des Europapokal der Landesmeister und mit Bayern München wurde der charismatische Belgier von 1985 bis 1987 Deutscher Meister und durfte 1984 sowie 1986 jeweils den DFB-Pokal in die Höhe stemmen.  Dazu kommen noch ein belgischer Meistertitel 1979 und ein Pokalsieg im Jahr 1978 in seinem Heimatland mit dem SK Beveren.

Manuel Neuer tut man auch keinen Gefallen mit dem voreiligen Gerede vom weltbesten Torhüter. Der Druck ist eh schon groß. Bei Bayern München im Tor zu stehen ist eine Auszeichnung und Bürde zugleich. Sepp Maier, Jean-Marie Pfaff oder Oliver Kahn haben Maßstäbe gesetzt. Fehler sind eigentlich nicht erlaubt. Unverzeihlich. Fast. Bei Pfaff ging nach dem Einwurftor von Reinders die Welt ja auch weiter und es gab ein Happy End. Mentale Stärke ist Grundvorraussetzung für den Job zwischen den Pfosten. Bei Bayern besonders.  

Sport im Geschichtsunterricht

Jedes Gesellschaftssystem hat seine Sportidole. Das war in der DDR nicht anders. Er gewann die Tour de France des Ostens. Ich selber habe ihn zwar nicht mehr zu seiner aktiven Radsportzeit Rennen fahren sehen, doch natürlich war Täve Schur allgegenwärtig. Er war ein Sportidol, ein Ausnahmeathlet, ein Aushängeschild der Sportfunktionäre und Politiker.  Sein bürgerlicher Name Gustav-Adolf Schur wurde durch den Spitznamen Täve ersetzt. Beim Kaiser in der heutigen Zeit denkt auch jeder Sportinteressierte sofort an Beckenbauer. Ähnlich war es bei Täve. Jetzt stellte der mittlerweile 80-Jährige Schur sein Buch Der Ruhm und ich vor. Die Präsentation polarisierte und schnell machte das Wort von der Verklärung des DDR Sports die Runde. Doping – Bagatelle oder Monster einer auf den Sport fixierten Gesellschaft? Frank Bachner hat im Tagesspiegel unter dem Titel „Ein Musterland an Gesundheit“  unter anderen folgende Zeilen geschrieben:

,,Natürlich war der DDR-Sport als Ganzes keine kriminelle Vereinigung. Das Dopingsystem der Funktionäre und Ärzte aber, ein System, in dem schon Zwölfjährige heimlich Dopingpillen unwissentlich schluckten, in dem Dopingopfer schwere Schäden erlitten, das war kriminell. Doch solche Differenzierungen zählen hier nicht. Für Schur sind Angriffe auf das Dopingsystem eben Angriffe aufs ganze System und damit ungerecht. Und weil er selber in den 50er Jahren „nicht gedopt war“, gab’s auch später kein flächendeckendes Doping. So einfach ist das.“

Manchmal bin ich regelrecht froh, nicht in die Maschinerie des Leistungssports hineingeraten zu sein. Meine erzielten Medaillen im Schachverein, meine semiprofessionellen Versuche mit dem Fußball und den Kumpels auf den Wiesen von Leipzig habe ich ohne Monster Doping erreicht.  

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Artverwandte Artikel

Wikipedia zu Gustav-Adolf Schur

Geldverdienen, Essen, Fernsehen, Reisen  – Zeit Online

Kein Einlass für ,,Täve“ Schur – FAZ

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