Das Leichtathletik-WM Blog von Sportspool.tv

Es liegt Jahrzehnte zurück. Die Zeit war auf 8 Wochen Sommerferien eingestellt. Die Begebenheit trug sich im Kinderferienlager in Friedrichroda zu. Ausgestattet mit dem Wissen der Sport-Tageszeitung Deutsches Sportecho konnte ich alle aktuellen Weltrekorde der Leichtathletik aufsagen. Ich war damals 12 Jahre alt. Heute muss ich schon den einen oder anderen Weltrekord googeln. Ich schau mir allerdings auch die Statistiken nicht mehr so intensiv wie damals an. Deutsches Sportecho gibt es ja auch nicht mehr. Sie veröffentlichten immer regelmäßig die Leichtathletik-Jahresweltbestenliste und die entsprechenden Weltrekorde dazu. So prägte es sich in meiner Großhirnrinde signifikant ein. Ich hatte wirklich alle Weltrekorde der Leichtathletik drauf. Die Kinder in meiner Ferienlagergruppe fragten mich durcheinander ab und ich zeigte keine einzige Schwäche in meinen Antworten. Ob die 8,90 von Bob Beamon oder die 2,00 Meter von Rosi Ackermann – ich hatte alle Daten der Leichtathletik-Weltrekorde im Kopf.

Springen wir in das Jahr 2011 zurück. Sie ist schon einige Tage in Bewegung. Die Leichtathletik-WM im südafrikanischen südkoreanischen Daegu. Das WM-Blog von sportspool.tv bringt in komprimierter Form eine lesenswerte Presseschau für alle Freunde der Leichtathletik heraus. Der Bogen wird gespannt von der Flucht von Betty Heidler aus dem Trainingslager über das hochinteressante Interview mit dem DLV-Vizepräsident Lohre (kleiner Seitenhieb an den Kaiser inclusive)  zum Thema Doping bis hin zur PR-Gag Nummer von Bolt oder der Veränderung einer deutschen Stabhochspringerin.

Geplatzte Titelträume

Usain Bolt verlor seinen 100 Meter Weltmeistertitel beim Start. Fehlte die Konzentration? War er gedanklich schon bei der spektakulären Siegershow nach dem Zieleinlauf? Okay, er tritt ja unter anderen noch über 200 Meter an. Die Staffel dürfte auch noch Chancen gebären. Keine Chance mehr auf eine Medaille bei der Leichtathletik-WM 2011 hat Jelina Issinbajewa. 

Sie war einst ein Garant für Siege. Issinbajewa stellte Weltrekorde in Serie auf. Unangefochtene und hochbezahlte  Stabhochsprungqueen. Österreichs derStandard beschreibt die Erwartung des Publikums:

,,Die Stadion-Zuschauer hatten sie bei der Präsentation der Athletinnen wie eine Siegerin gefeiert, Jelena Isinbajewa hatte die Beifallsstürme lächelnd und winkend zur Kenntnis genommen. Es sollte aber ihr einziger Glücksmoment bleiben an diesem Abend im Stadion von Daegu.“

Geplatzte Titelträume. 2013 findet die Leichtathletik-WM in Moskau statt. Der krönende Abschluss ihrer Laufbahn steht bevor.

Nachdenkenswert #106

,,Ich war mehr als 30 Jahre in verschiedenen Funktionen Vereinsmensch, ich kenne das Verhalten von Verbänden und die Meinung über sie in Vereinen. Dass sie ihre Befugnis in diesem Rechtsfall so weit ausgelegt haben, fand ich anmaßend. Unseren Rasen hat noch keiner vom Verband gemäht, unsere Umkleidekabinen machten wir immer selbst sauber, die Schiedsrichter und Trainer wurden aus der Vereinskasse bezahlt. Das Risiko eines Fußballspiels trägt der gastgebende Verein, er ist der Veranstalter. Es durfte demnach nie die Rede davon sein, dass wir an den Leistungen der Verbände teilhaben. Für mich als Sportjournalisten war es eine wichtige Erfahrung am eigenen Leib, wie wenig Sportverbände und -funktionäre einsichtsfähig sind, wie sehr es ihnen um Macht und Kontrolle geht.“

                      Oliver Fritsch, Hartplatzheld und  Sportjournalist

                in brand eins – Schwerpunkt: Heimliche Helden –

Flauschcontent für alle Turffreunde

Er war ein Genie. 1972 zeichnete Loriot nach Vorlage des Textes von  Wilhelm Bendow (1884 – 1950) und Franz-Otto Krüger den Rennbahnklassiker – Wo laufen Sie denn? Als Vorlage diente die Tonaufnahme (Schellackplatte) aus dem Jahr 1946. Im von Loriot gezeichneten Film und auf der Platte wurden die Turffreunde von den beiden Herren Wilhelm Bendow (rechts) und Franz-Otto Krüger (links) gesprochen. 

Leichtathletik-WM und ein Seitenhieb an Bolt

Die Leichtathletik-WM im südkoreanischen Daegu wirft seine Schatten voraus. Es wird wieder eine Bolt Show erwartet, jener Läufer aus Jamaika mit der Angewohnheit joggend seine Weltrekorde zu erzielen. Provozierend leicht sehen seine Zieleinläufe aus. Wie von einem anderen Stern. 100-Meter ICE Bolt pulverisierte Weltrekorde. Seine Show davor und danach lockte jedesmal Heerscharen von Fotografen zu ihm. Doch er hat in der Leichtathletik nicht nur Freunde. Nadine Kleinert, deutsche Kugelstoßerin und Athletensprecherin des deutschen Teams, äußert sich im bemerkenswerten taz Interview so:

,,Ich schalte auf Durchzug, wenn dieser Mann das Stadion betritt. Ich mache dann einfach meinen Wettkampf. Mich interessiert es auch nicht, wenn wir auf den warten sollen. Ich mache trotzdem. Siehe WM in Berlin. Wir Kugelstoßerinnen haben dort trotzdem unsere Ehrenrunde gedreht. Da hat er mal gesehen, wie es ist, wenn wir ständig auf ihn warten müssen. Er hat sich hinterher auch beschwert. Persönlich bei mir bei der Dopingkontrolle. Hat mich aber nicht interessiert. Ich bin trotzdem vor ihm bei der Dopingkontrolle rein, obwohl er musste.“

Menschenskinder, da gibt es also ein Gerangel bei der Dopingkontrolle. Bolt kann sich ja eigentlich sicher sein nicht aufzufliegen. Er dopt einfach nicht. Bereits vor drei Jahren ging der Spruch seines Vaters vom Erfolgsgeheimnis seines Sohnes durch die Medien. Natürliches Doping: Die Wunderdroge Kartoffel titelte die Deutsche Welle. Die Trelawny- Süßkartoffel ist die Grundlage der schnellen Beine von Usain Bolt. Okay, passt ganz gut momentan. Nachdem meine Liebste und ich vorhin im Bodensee baden waren, gibt es jetzt bei uns zum Abendbrot in ein paar Minuten auch Kartoffeln. Morgen wird gejoggt. Ich nehm die Stoppuhr mit.

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Usain Bolt frühstückt nicht

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Bürotag am Freitag

08:35 Mantel im Büro aufgehangen. E-Mail Eingang checken. 

08:45 Kollegen an gewonnene Sportwette auf Hannover 96 erinnern

08:50 Ersten Kaffee im Büro trinken, Rosinenbrötchen tunken

09:30 Konferenz. Kollegen an ausstehenden Wetteinsatz erinnern

10:00 Zurück im Büro. Ablage. Blick auf hartplatzhelden und spox

11:15  Zweites Frühstück mit Kollegen S. Austausch über Buchautor Lahm

11:45 Kantine. Fußball Diskussion fortsetzen. Es dreht sich um Lahm

12:40 Eiligen Außentermin vorschützen: schnell mal rüber zu Kaufhof

13:45 Beim Bereichsleiter Sorge über Zustand von K. äußern

14:30 Am Drucker Powerpoint-Präsentation der Kollegin B. abgreifen

14:55 Druckerpapier und Textmarker Stabilo für daheim einstecken

15:15 All-inclusive-Angebote für CL Endspiel in München 2012 checken

15:40 Präsentation von B. unter eigenem Namen der Zentrale senden

16:10 Auszubildenden (HSV Fan) im Großraumbüro hochnehmen

16:20 Die Bundesligawettgelder von den Kollegen einsammeln

17:10 Endlich Feierabend. In der Tiefgarage auf Bereichsleiter warten:

             ,,So spät noch?“

17:50 Von der Frau wegen aufreibenden Bürotag bedauern lassen

Anmerkung

Alles an diesem Büroarbeitstag ist erfunden, das hoffe ich zumindest. Namen der Personen sowie Ablauf in der Firma sind ebenso frei erfunden wie die beschriebenen Situationen und Handlungen.

Ich versichere, dass ein Bezug zu realen Geschehnissen in deutschen Büros nicht beabsichtigt ist, auch wenn sich ein solcher finden sollte.

Hohe Wellen

Hohe Wellen schlägt die lahmsche Buchpräsentation bei Bild. Rudi Völler, Trainer der Vizeweltmeisterelf von 2002, schlägt jetzt in Bild verbal zurück. Die Sätze sind messerscharf. Ein wenig schmunzeln musste ich jedoch bei der Forderung nach Konsequenzen seitens der Nationalmannschafts-Führung. Was soll da von Übungsleiter Löw oder Manager Bierhoff denn kommen? Sie haben doch den Schlingerkurs in der Personalie Lahm kontra Ballack mitgetragen. Lahm mit seiner charakterlich diskussionswürdigen Forderung nach der Kapitänsbinde vor einem entscheidenden WM-Halbfinale nicht in die Schranken gewiesen. Nein, lieber Rudi Völler, da wird es keine schwerwiegenden Konsequenzen wie etwa Ausschluss aus der Nationalelf geben. Warum auch? Jedes Jahr gibt es ca. 80.000 neue Buchveröffentlichungen in Deutschland. Das versendet bzw. verliest sich. In ein paar Wochen haben andere Schlagzeilen wieder die Oberhand gewonnen. Lahm wird mit Bayern München Championsleague spielen und in der Nationalelf weiter nach den Spielen Interviews geben.

Auch für hohe Wellen dieser Tage sorgte die unkonventionelle taz. Die Sportredakteure Andreas Rüttenauer und Markus Völker erklären unter dem Titel Warum wir  Sportwerbung dauerhaft verpixeln die spektakuläre Aktion. Darin heißt es unter anderen:

 ,,Auf einem ganz normalen Sportfoto sind im Schnitt zwei bis drei Logos zu sehen, manchmal auch sieben oder acht. Die werden einfach so abgedruckt. Das geschieht unentgeltlich. Wir wollten aus dieser Verwertungskette ausscheren und sagen: Wir sind nicht mehr bereit, Eure Werbebotschaft auf Trikots und Werbebanden zu verbreiten. Es kann ja auch nicht Aufgabe einer Zeitung sein, die mit kritischer Distanz über Sport berichtet, täglich kostenlose Werbung von Vereinen und deren Sponsoren ins Blatt zu heben. Wir wollen durch die Verpixelung journalistisch noch unabhängiger werden.“

Auch Michael H. Spreng hat sich in seinem Blog Sprengsatz unter dem Titel Parasitäre Werbung Gedanken zur taz Aktion gemacht und plaudert ein wenig aus dem historischen Nähkästchen: 

,,Einmal ist auch mir der Kragen geplatzt – zu meiner Zeit bei “Bild am Sonntag”. Als mir ein Redakteur die Sonderbeilage zur kommenden Bundesliga-Saison vorlegte, waren auf den offiziellen Manschaftsfotos kaum noch die Köpfe der Spieler zu erkennen, weil die Bildfläche mit Werbekoffern und -bannern zugemüllt war.“

Er nahm die Logos von den Koffern und auch an den Werbebannern wurde Hand angelegt. Später knickte Spreng dann wieder ein. Im Jahr darauf wurde der Bild am Sonntag vertraglich verboten Hand an den Fotos mit den Teams und ihren Werbebotschaften anzulegen. Auf die Bundesligabeilage wollte die Bild am Sonntag nicht verzichten. Also kamen jetzt wieder die Fotos komplett bebildert heraus. 

Ich bin gespannt wie lange die taz die Aktion durchhält.  Die unkonventionelle taz ist immer für Schlagzeilen gut. Die Sportfotos mit den Pixeln sehen allerdings wirklich bescheiden aus. Dies hat die Sportredaktionscrew offenbar gemerkt. Seit einigen Tagen ist auf taz online auffällig wie oft Fotos mit Bildschnitten oberhalb der Brustwerbung auf dem Trikot abgebildet werden. Damit entfällt dann auch die Verpixelung.

Nachdenkenswert #105

,,Für uns ist das im Grunde dasselbe. Nur die Anzahl der Anfragen ist gestiegen. Plötzlich tauchen Verwandte von vor 30 Jahren wieder auf, und man hat auf einmal ganz viele Freunde. Aber wir haben in den vergangenen 13 Jahren sehr gut gelernt zu unterscheiden. Allerdings ist es schon erstaunlich, dass ein Deutscher aus einem Fußballland mit ein bisschen Basketball so einen Hype auslösen kann.“

Holger Geschwindner, Entdecker und Förderer von Dirk Nowitzki,

im Interview mit der Stuttgarter Zeitung

Planmäßiger Abstieg am K2 von Gerlinde Kaltenbrunner

Während Deutschland mit einer lahmen Buchvorstellung behelligt wird, nähert sich Gerlinde Kaltenbrunner am K2 dem Lager I.  Für die Extrembergsteigerin geht es bergab. Planmäßig. (siehe auch die Wiener Zeitung). Die sympathische Österreicherin ist bescheiden. Ein Buch hat sie auch schon geschrieben. Alles andere wie langweilig. Kaltenbrunners Vortrags- und Veranstaltungskalender im September und Oktober 2011 hält auch ein paar interessante Termine bereit.

Gerlinde Kaltenbrunner besteigt K2 im siebenten Anlauf

Weltrekord. In den Bergen. Auf dem Gipfel. Den Göttern näher. 18.18 Uhr Ortszeit. Jetzt hat Gerlinde Kaltenbrunner alle 14 Achttausender erklommen. Ohne zusätzlichen Sauerstoff. Im vergangenen Jahr gab es beim sechsten Versuch ein tödliches Drama. Ihr Begleiter Fredrik Ericsson aus Schweden war auf der Cesen-Route in Pakistan auf 8300 m Höhe zu Tode gestürzt. Die Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner brach daraufhin ab.

Vor Beginn der diesjährigen Expedition auf den K2 gab sie der Badischen Zeitung im Juni ein Interview. Auf den Todesfall von 2010 angesprochen sagte die Höhenbergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner:

,,Nach dem letztjährigen Drama wusste ich lange nicht, ob ich überhaupt jemals wieder an den K2 zurückkehren möchte. Dann hat aber doch der Wille zur Rückkehr überwogen. Ich möchte diesmal aber Abstand halten von der Südseite mit dem gefährlichen Flaschenhals, wo der Absturz passierte.“

DerK2 sieht majestätisch aus. Er ist nach dem Mount Everest der zweithöchste Berg der Welt. Faszination für alle Berufsbergsteiger. Der 8611 Meter hohe Gipfel ist auch immer wieder ein tödlicher Berg gewesen. Stoff für Legenden, Dramen, Tragödien und Erfolge. Extrembergsteiger und Grenzgänger Reinhold Messner fasste einst die Faszination und Gefährlichkeit des exponierten Berges K2 so zusammen: 

 

Die einstige Krankenschwester Gerlinde Kaltenbrunner hat jetzt ihre Sammlung der Achttausender komplett. Es gibt ja bei den Frauen noch zwei Extrembergsteigerinnen die auf eine komplette Gipfelsammlung verweisen. Die Koreanerin Oh Eun-sun und die Spanierin Edurne Pasaban erreichten diese Bilanz mit zusätzlichen mitgeführten Sauerstoff. Kaltenbrunner wollte alle Achttausender ohne Sauerstoffflasche bezwingen. Ziel erreicht. Jetzt steht der Abstieg an. Auf der Website von Gerlinde Kaltenbrunner wird für heute das 6. und letzte Update vermeldet:  

,,Gerlinde hat sich per Funkspruch bei Ralf gemeldet: Alle Vier sind wieder zurück am Biwak Platz von letzter Nacht. Maxut, Vassiliy und Darek konnten sich noch nicht entscheiden, ob sie die Nacht im Biwak verbringen, oder noch weiter absteigen zum Lager IV. Gerlinde hat sich bereits für den Abstieg entschieden und ist auf dem Weg zurück zu Lager IV.

Wir halten weiter die Daumen für einen sicheren Abstieg

Das Daheim Team von Gerlinde und Ralf“

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