Das geplante Wintermärchen in München 2018 fällt aus. Die Südkoreanische Stadt Pyeongchang vereint in Durban im ersten Wahlgang geschmeidige 63 Stimmen. Die bayrische Landeshauptstadt kommt auf zarte 25 Wahlstimmen und Frankreichs Bewerber Annecy landet mit notierten 7 Stimmen auf Platz 3.
München weint. Die Südkoreaner jubeln nach den vorangegangenen Niederlagen gegen Vancouver (2010) und Sotschi (2014).
Ein kleiner Blick in den Pressespiegel zur Entscheidung über Olympia 2018:
Das Deutsche Dilemma mit den Bewerbungen um die monetären Spiele unter der Schirmherrschaft der Ringe. Kurz und schmerzlos fasst es der Tagesspiegel im Einleitungstext seines Artikels Olympia in Korea: Fern der Wurzeln zusammen:
,,Die Auswahl der Olympischen Spiele ist ein Wettbewerb zwischen mehreren Kandidaten, und am Ende verlieren immer die Deutschen. Wie Berlin um die Sommerspiele 2000, Leipzig um die Sommerspiele 2012 und jetzt München um die Winterspiele 2018. Man hat sich schon daran gewöhnt, dass bei Abstimmungen um sportliche Großereignisse prinzipiell nicht der Beste gewinnt.“
Welt Online erinnert im Artikel Olympia 2018 in Südkorea, München chancenlos an die letzten Versuche am Tag der Entscheidung das Ruder doch noch herumzureissen:
,,Bei den Münchnern herrschte Enttäuschung. Dabei hatte der Tag so gut begonnen. Alle drei Bewerberstädte konnten sich noch einmal vorstellen. „Schenken Sie uns Ihr Vertrauen für die Olympischen Winterspiele 2018“, sagte Bundespräsident Christian Wulff und versprach „fröhliche, emotionale und enthusiastische“ Winterspiele. Von der ersten Sekunde der 45-Minuten-Vorstellung an appellierten die Münchner an die Gefühle und die Vernunft der 95 abstimmenden IOC-Mitglieder.“
Auf sueddeutsche.de wird ein Kommentar von Ulrich Schäfer unter dem Titel Gold für den Kommerz vielleicht für ein Stirnrunzeln bei den Südkoreanern und dem einen oder anderen Bundesbürger sorgen. Er bescheinigt Pyeongchang den Charme einer Nicht-Wintersport-Stadt:
,,Und dort ein asiatischer Skiort aus der Retorte, dessen Straßen so heimelig sind wie ein mittelprächtiges Einkaufszentrum; ein Ort, dessen Pisten für Olympia aus dem Boden gestampft wurden, weil im Umkreis von zwei Flugstunden angeblich eine Milliarde Menschen darauf warten, das tun zu können, was die Europäer seit Jahrzehnten machen: Ski fahren.“
Thomas Kistner berichtet aus Durban auf sueddeutsche.de und titelt Mit Hammer und Charme und meint damit die Auftritte von SPD-Parteigenosse Ude, derzeit Oberbürgermeister von München, und der einstigen Eiskunstlaufqueen Katarina Witt am Wahltag:
,,Dann sprach Katarina Witt, im engen schwarzen Kleid, die Haare hochgesteckt, ihren Vortrag beschloss Willy Rehm, ein Garmischer Olympiafreund, der sich im Saal erhob und zu jodeln begann. Filmisch führte Witt durchs verschneite München, ein hochgelaunter Oberbürgermeister Christian Ude zeigte allen, wo der Hammer hängt: Er zog den Schlegel hervor, mit dem er „alljährlich ein kleines Fest, das wir Oktoberfest nennen“, anzapft – und lud zur Siegfeier am Abend ein. Diese fiel aus, gefeiert wurde nur bei den Koreanern.“
Das Hamburger Abendblatt hat unter dem Titel Pyeongchang jubelt, München weint: Reaktionen auf die Entscheidung Stimmen von Dr. Thomas Bach, Martin Zeil, Horst Seehofer, Felix Neureuther und Axel Doering zusammengefasst. Letzterer war ob der klaren Niederlage der deutschen Bewerbung nicht traurig:
,,Axel Doering (Mitinitiator des Garmischer Bürgerbegehrens gegen Olympia): „Der Kelch ist an uns vorübergegangen. Ich bin froh, dass die Entscheidung so gefallen ist. Garmisch-Partenkirchen hat in Wirklichkeit gewonnen. Ich gratuliere Pyeongchang. Dieser Sieg ist allerdings ein zweischneidiges Schwert. Nun ist Pyeongchang in den Fängen des IOC.“
Die FAZ mit Evi Simeoni (in Durban vor Ort) titelt Das IOC sagt nein zu Deutschland und verweist im Einleitungstext auf die humorvolle südkoreanische Ader:
,,Sogar den größten Lacher hat Pyeongchang geerntet. Das war, als Yong Sung-park, der Präsident des koreanischen Olympischen Komitees, sich vom Rednerpult aus an den Flitterwöchner Fürst Albert von Monaco wandte. „Tut mir leid, dass Sie sich ausgerechnet in ihrem Honeymoon zum dritten Mal eine Präsentation von Pyeongchang ansehen müssen“, sagte er.“
Das Handelsblatt titelt Keine Atempause für das Geschäft mit Olympia und sieht Südkorea auch als Nutznießer der Jagd nach neuen Absatzmärkten beim Geschäft mit den Spielen unter den Ringen. Es wird aber auch ein Blick auf die Bewerbergesellschaft München geworfen:
,,Der Bewerbergesellschaft Münchens ist kaum ein Vorwurf zu machen, dass es jetzt nicht geklappt hat. Der Start verlief zwar holprig. Die Sponsorensuche verlief mühsam, der Protest der Grundstückseigentümer wurde unterschätzt. Doch das Team um Bewerbungs-Chefin Kati Witt und IOC-Vize Thomas Bach steigerte sich. Am Ende war es eine professionelle Bewerbung mit Charme, keine Pleite wie frühere Olympiabewerbungen von Berlin und Leipzig.“
Zum Ende der kleinen Rundschau in den Pressespiegel kommt noch eine Protagonistin der deutschen Bewerbung zu Wort. Bild.de titelt Kati Witt weint bittere Tränen und lässt die Einskunstläuferin und einsatzstarke Frontfrau der Bewerbung von München zu Wort kommen:
„Klar, dass man jetzt sehr enttäuscht ist, vor allem nach unserer Präsentation, zu der uns viele IOC-Mitglieder gratuliert haben. Aber wahrscheinlich ist die Entscheidung ja wirklich schon vorher gefallen und wir haben es einfach nicht mehr rumreißen können. Im Moment fehlen mir einfach ein bisschen die Worte.”