Nach der Tour ist vor der Tour

Ich bin kein großer Freund der öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF. Im Rückblick auf Wijk aan Zee 2011 schrieb ich unter anderen:

2. Mit ARD und ZDF sitzen Sie in der letzten Reihe

Die mit den Zwangsgebühren der deutschen Bevölkerung gemästeten Pay-TV Sender ARD und ZDF bestücken weiterhin nicht den Videotext mit kontinuierlichen Nachrichten von hochkarätigen Weltklasseschachturnieren. Okay, für Freunde von Sportarten wie der Disziplin – Frauen mit dem Gewehr auf dem Rücken in der Schneeloipe – gibt es weiter Infos und Bilder bis zum abwinken. Mir komme bitte keiner mit moralin-sauerer Miene und dem öffentlichen Auftrag.“

Einst nahmen ARD und ZDF den öffentlichen Auftrag nach Übertragung der Tour de France ziemlich ernst. Sie haben sich da richtig hineingesteigert. Der Tagesspiegel (Hat-Tip geht an sportspool.tv) berichtet über das einstige Sponsoring der ARD vom Radsportteam Telekom und dem medialen Ende einer Sturzfahrt der gebührenfinanzierten Sender. Menschenskinder, da wird nochmals an den umtriebigen Hagen Boßdorf erinnert, auch die Einschaltquoten der Duelle zwischen Lance Armstrong und Jan Ullrich in der Spitze kommen zur Sprache und generell wird an ein Kapitel außergewöhnlicher (oder unrühmlicher) Berichterstattung erinnert. Nun, ich persönlich habe auch in den Boom-Jahren die Übertragungen und die Kommentatoren von Eurosport bevorzugt. 

Da ARD und ZDF ja nächstes Jahr die Tour links liegenlassen, könnte vielleicht der Videotext auch mit Schachnachrichten bestückt werden. 2012 steht der Schach-WM Kampf zwischen Gelfand und Anand an. Drauf wetten würde ich nicht. Man kennt seine Pappenheimer.

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Nachdenkenswert #98

,,Für das Boxen an sich und auch angesichts der Popularität der beiden Boxer gehört dieser Kampf sicherlich in eine Reihe mit Ali gegen Foreman, Tyson gegen Holyfield und Witali gegen Lewis. Es ist ein Traumkampf, ohne Zweifel.“

Fritz Sdunek, Boxtrainerlegende, über den bevorstehenden Kampf zwischen Wladimir Klitschko und David Haye im Spox Interview

Die Frauenfußball Welle schwappt nur langsam an den Bodensee

Gestern habe ich doch tatsächlich während der Eröffnung des Frauenfußball Turniers in Deutschland auf den Bodensee geschaut. Auf der Terasse bei unserem Lieblingsitaliener gab es Cappucino und Espresso. Der Blick auf den Säntis und den Altmann waren phantastisch. Diese Berge in Kombination mit dem See haben etwas beruhigendes. Nein, irgendwelche Berliner Politikgrößen Parteibuchträger jener heuchlerischen Partei mit dem C im Namen musste ich mir an diesem herrlichen Sonntag nicht antun. Anschließend sind meine Liebste und ich noch ein wenig Rad gefahren (huch, die Tour de France beginnt am 2. Juli) und haben einen phantastischen Sonnenuntergang in Langenargen gesehen. Kürzlich fand dort ja auch die hochinteressante Veranstaltung Match Race Germany 2011 statt. Auch das war damals mit meiner Liebsten ein gelungener Sonntag. Über Frauenfußball, Funktionäre und sich ins Rampenlicht drängelnde provinzielle Politikerinnen und Politiker haben wir da nicht geredet.

Derweil wechselt Ina van der Linde, Mittelfeldspielerin beim TSV Tettnang, fast der Nachbarort von meinem neuen Domizil in Eriskirch am Bodensee, zu ihrem Lieblingsverein FC Bayern München im Juli. Im Südkurier stellt sie fest:

,,Die Unterschiede zum Männerfußball sind krass, von den Gehältern bis zur Begeisterung der Fans.“

Da bin ich fast geneigt den Quiz-Klassiker zu stellen. Wieviele Teile hatte das berühmt-berüchtigte Kaffeeservice, welche die deutschen Frauen für ihren Fußball EM Titel im Jahr 1989 erhielten?

 Nein, wikipedia in den Google Suchschlitz eingeben und nach der damaligen Hausfrauenprämie suchen zählt nicht!? Auch nicht der Verweis auf eine Randsportart. Jetzt möchte ich schon gerne eine Zahl vernehmen. Was, ich soll auch noch drei Möglichkeiten vorgeben? Kann nicht der Ernst meiner Leserinnen und Leser sein. Okay, wir wollen den Spannungsbogen auch nicht bis in das extreme hineinsteigern und lüften jetzt das Geheimnis. Vielleicht brühen sich meine Leserinnen und Leser noch einen Kaffee oder setzen eine Sommerbowle an. Es ist dieser Tage heiß in Deutschland. Von den Temperaturen her. Okay, vielleicht auch für die eine oder den anderen mit historischer abgegebener Doktorarbeit und den etwaigen Plagiatsvorwürfen. Da werden ganze Karrierepläne durcheinander gebracht. Fragt bitte bei der FDP oder anderen Regierungsparteien mit dem C im Namen nach.

So genug der Plaudereien. Das Kaffeeservice (Warenklasse 1b), jene ominöse Siegprämie für die Fußballerinnen im Jahr 1989, betrug 41 Teile oder 40 Teile. So genau lässt  sich dies wohl nicht mehr feststellen.

Red Bull Chef Dietrich Mateschitz mit RB Leipzig im Plan

Der eine oder andere Fußballfreund wird sich vielleicht die Augen reiben. Wieso soll Red Bull Chef Mateschitz mit RB Leipzig im Plan liegen? Ist der Aufstieg in die 3. Liga nicht gerade mit größeren Abstand auf die Chemnitzer verpasst worden? Die abgelaufene Saison hat Rotebrauseblogger kürzlich kompetent und scharfsinnig unter dem Titel RB Leipzig und die vielen Tiefen und wenigen Höhen analysiert. Vor der Saison hatte ich auch einen weiteren Aufstieg prognostiziert. Doch Fußball ist nicht immer ein Wunschkonzert. Zeitpläne und ehrgeizige Ziele sind bei Red Bull auch mit dem entsprechend langen Atem versehen. Vielleicht ist da auch ein Rückblick auf jenes Interview von 2009 mit Dietrich Mateschitz bei Sport Bild aufschlussreich:

,,Wir werden versuchen, sowohl die Mannschaft als auch den gesamten Trainerstab maßgeschneidert der jeweiligen Situation bzw. dem jeweiligen Ziel anzupassen, d.h. wir werden versuchen, die Mannschaft möglichst rasch aber nichtsdestotrotz gesund wachsend von der derzeit 5. Liga in die 2. Liga zu führen. Dafür muss man dreimal aufsteigen, wenn uns das in 4 oder 5 Jahren gelingt, wäre das ein guter Zeitplan. Der letzte Schritt in die Bundesliga kann derzeit noch nicht wirklich geplant oder auch absehbar sein, zu viele unterschiedliche Faktoren spielen dafür eine Rolle, aber unser Ziel wird es auf jeden Fall sein.“

Red Bull Chef Dietrich Mateschitz hat das Projekt mit RB Leipzig langfristig angelegt. Mich haben daher die eine oder andere Personalentscheidung (Linke, Beiersdorfer) etwas überrascht. Das sah mir ein wenig nach Kurzatmigkeit aus. Doch bei einem Aufstieg in der nächsten Saison in die 3. Liga wird sich das Personalkarussell etwas langsamer drehen wie in dieser Saison. Die letzten 12 Monate haben gezeigt, dass auch die Regionalliga erst einmal gestemmt sein will.  Der charismatische Mateschitz, Marketinggenie und begeisterter Anhänger eines professionellen Sportsponsorings hat in jenem Zeitraum mit Formel 1 Pilot Sebastian Vettel in einer anderen Sportart sehr viel Freude gehabt. Ein Titel, ein weiterer in dieser Saison vor der Brust. Tief durchatmen. Das ist bemerkenswert.

Natürlich gibt es auch sehr kritische Stimmen. Erbsen zählend wird auf den hinkenden Zeitplan verwiesen. Meist sind sie nicht frei von einer gewissen Schadenfreude. Als Beispiel sei hier auf den Artikel Die Arroganz der Fußballplaner in der Zeit Online verwiesen. Doch es gab auch einst für das Engagement von Mateschitz im Formel-1 Business mit dem jungen Sebastian Vettel Stirnrunzeln.

Geamach, Gemach. Das wird schon mit RB Leipzig. Wenn das Team Stück für Stück aufsteigt will es dann sowieso jeder bereits vorher gewusst haben. Plan hin oder her.

Dirk Nowitzki schaut auf einen Sprung in Würzburg vorbei

Auffallend an Gemeinsamkeiten bei den derzeitigen männlichen deutschen Sporthelden auf der ruhmreichen Bühne ist der Wohnsitz fernab Deutschlands. Eishockey-Crack Seidenberg, Formel-1 Weltmeister Vettel, Golfprofi Kaymer oder NBA Champion Nowitzki residieren derzeit nicht in der Bundesrepublik. Ich habe damit kein Problem.

 Ein wenig Heimatgefühl wird es nächste Woche in Würzburg geben, jener Stadt wo ich einst ein Fußballspiel der Bayernliga live schaute oder 2004 mit meiner Jahrhundertliebe beim Grönemeyer Konzert vor Ort war. Gröni gab doch damals glatt ein Ergebnis der gleichzeitig laufenden Fußball-EM in Portugal von der Bühne bekannt. Jetzt also die große Show von Maverick-Star Dirk Nowitzki. Spox titelt Nowitzki feiert am Dienstag in Würzburg und merkt einige Details wie den Eintrag in das Goldene Buch oder die zu erwartende Anzahl von Fans etc. an. Die Lokalzeitung wird es freuen. Die Zeilen füllen sich dann fast von selber. Ein, zwei Fotos von Dirkules gemacht. Fast wie beim Besuch von Verwandschaft über das Wochenende.

Olympiapoker um 2018

Menschenskinder, der Kampf um die mediale Aufmerksamkeit der verschiedenen Sportarten ist aber auch intensiv. Mädchensport mit dem runden Leder in Deutschland, Tour de France Beginn am 2. Juli, Wladimir Klitschko boxt am selbigen Tag gegen David Haye auch noch. Da soll die Olympiaentscheidung in Durban am 6. Juli über die Vergabe der monetären Winterspiele 2018 noch Platz im medialen Interesse finden. Kleine Herkulesaufgabe.

Zur geschmeidigen Sendezeit von 23.30 Uhr bis 0.15 Uhr bringt der WDR am nächsten Mittwoch, den 29.06.2011, einen Filmbeitrag Olympiapoker. In der Vorschau heißt es im Text auf der Website vom WDR dazu:

,,Klarer Favorit für die Olympischen Winterspiele ist Pyeongchang. ‚New Horizons‘ so der Slogan der Bewerberstadt – neue Märkte! Und damit sagen sie sehr deutlich, womit eine Bewerbung Erfolg verspricht: mit Geld, am besten ganz viel Geld. Fast altbacken wirkt Münchens ‚Festival of Friendship‘, ein Appell an hehre olympische Werte wie Freundschaft und Fairness.“

Nachdenkenswert #97

,,Ja, endlich ist es gelungen, die katholische Kirche in Leder nachzubauen. „Fifa“-Schilder säumen die Autobahnen rings um die Damen-WM-Stadien im Ruhrgebiet, und wie bei den letzten beiden Herren-Turnieren werden die öffentlich-rechtlichen Reporter die vier Buchstaben loben und preisen für mein Geld. Das Elend des Sportjournalismus in den elektronischen Medien rührt von der mafiösen Situation, dass nur berichten darf, wer nächstes Mal noch Rechte kaufen möchte. Das hat die Tour de France zu einer albernen Apothekenrundfahrt gemacht, und nun kriegt halt der Fußball die Blattern. Sollte die Marktwirtschaft ausnahmsweise mal funktionieren, gäbe es einen zweiten, besseren Fußballverband.“

   Friedrich Küppersbusch, Journalist und Borussia Dortmund Fan,

   im Interview mit der unkonventionellen taz

Programmhinweis für die Tour de France 2011

Die Radsportfans werden mit den Füßen scharren. Gegner der Frankreichrundfahrt haben vielleicht schon die Faust in der Hosentasche geballt. Die Tour de France polarisiert. Alle Skandale, die Inflation an epochalen Dopingstorys, Todesfälle, ein umstrittener Radsportverband, Entlarvung einstiger Tourhelden wie Landis und Co. konnten dieses Radspektakel nicht in der Versenkung verschwinden lassen.

Jetzt sind es wirklich nur noch ein paar zu überbrückende Tage. Am 2. Juli rollt die Karawane wieder. Für die einen ist es das faszinierendste Sportereignis des Planeten und für die anderen die größte rollende Apotheke. Ich selber bin Tour Fan, wenngleich meine einstigen Lieblinge fast alle im Ruhestand sind. Zu Contador (A.C.) habe ich noch nie ein Sympathieverhältnis aufbauen können. Das wird mir auch diesmal nicht gelingen. Meine Daumen werden für das Leopard Trek Team um die Schleck Brüder gedrückt. Ja, ich weiss. Auch die Schlecks haben… Doch wie sicher kann ich mir beim aktuellen Fußballweltmeister Spanien oder den Akteuren auf den Marathondistanzen in der Leichtathletik oder den Gewichthebern sein? Wintersport sei da auch nicht ganz vergessen. Ist das Müsli dort überall sortenrein sortiert? Also.

Doch jetzt zum Programmhinweis. Sportjournalist Jonathan Sachse ist bei der Tour de France 2011 live dabei und wird auf seinem Blog intensiv darüber berichten.  

Flauschcontent für alle Freunde von Michael Ballack und Thomas Gottschalk

Rückblick. 2010. Einst bekam er bei Deutschlands Charme-Bolzen Nr. 1 Standing Ovations. Ein vorweggenommenes Abschiedsspiel. Vizeweltmeister Ballack attestiert Entertainer Gottschalk während der Plauderei auf der Coach keine Ahnung vom Fußball zu haben.