Amerika hat mit Nakamura wieder einen siegreichen Schachspieler

Im Interview mit Schachbuchverleger Jens-Erik Rudolph fragte ich ihn kürzlich nach der bedeutendsten Schachpersönlichkeit:

 ,,Wer ist Ihr bedeutendster Schachspieler in der Geschichte des Königlichen Spiels? Wie würde Ihre Laudatio auf Ihn lauten?“  

Der Schachenthusiast und Verleger Jens-Erik Rudolph war um eine Antwort nicht verlegen und brachte die beiden Amerikaner Paul Morphy und Bobby Fischer ins Spiel. Die Laudatio bekam dann der sagenhafte und faszinierende Paul Morphy:

,,Als Hobbyspieler möchte ich mir eine solche Einschätzung eigentlich nicht erlauben. Ich denke nicht, dass meine bescheidenen Schachkenntnisse für eine qualifizierte Würdigung der großen Schachdenker hinreichend sind. Ich vertraue in diesem Zusammenhang lieber dem Urteil Bobby Fischers, welcher seinen Landsmann Paul Morphy in seiner Liste der besten Spieler aller Zeiten auf Platz 1 gesetzt hat! Würde Morphy heute leben, so vermutete Fischer, würde er ebenfalls alle Kontrahenten überragen. Ich war von der Lebensgeschichte und dem Spiel Paul Morphys auch schon immer besonders fasziniert. Den ersten Hardcover-Band der Schachklassiker-Reihe habe ich aus diesem Grund auch diesem amerikanischen Schachgenie gewidmet. Morphy war, mit seiner auf schnelle Entwicklung ausgerichteten Spielweise, seiner Zeit meilenweit voraus und den anderen Meisterspielern seiner Zeit haushoch überlegen. Fast alle Kontrahenten, zumindest diejenigen, die sich anzutreten trauten, konnte er in direkten Duellen deutlich besiegen.“

Hikaru Nakamura reiht sich mit dem Sieg beim Tata Steel Chess 2011 in Wijk aan Zee noch lange nicht in die Reihe der beiden amerikanischen Schachgenies Paul Morphy und Bobby Fischer ein. Doch er hat ein Zeichen gesetzt. Bisher war er eher durch schnelles Spiel aufgefallen. Ein Beispiel von der Blitzschachweltmeisterschaft in Moskau 2010 mit der Partie gegen Magnus Carlsen sei ein kleines Beispiel dafür. 

Hikaru Nakamura hielt diese Partie gegen den norwegischen Blitzschachweltmeister von 2009 würdig für einen Platz in seinem Blog. Bloggende Schachspieler sind im Trend. Siehe den deutschen Schachgroßmeister Jan Gustafsson. Bei dem Spiel zwischen Carlsen und Nakamura bekomme ich glatt Lust auf eine kleine Blitzpartie.

Doch zurück zum klassischen Turnierschach. Hikaru Nakamura hat etwas für seine Reputation getan. Schachweltmeister Viswanathan Anand läuft bzw. spielt einem klassischen Turniersieg seit Linares 2008 hinterher. Auch wenn die Chesstigers mildernde Umstände geltend machen wollen für den Tiger von Mudras. Nakamura hat Biss und Power gezeigt. Der Schachweltmeister von 1972, Bobby Fischer, sagte einst prägnant in dem grandiosen Buch (heute noch in meinem Bücherregal an bester Stelle platziert) von seinem Freund Svetar GligoricFischer gegen Spasskij im Schachmatch des Jahrhunderts –:

,,Häufig sind die Leute einfach nicht willens genug, daß sie ihr Bestes geben. Ihnen fehlt der Mut, der Wille zum Sieg. Und wenn man eines Tages soweit ist, muß man auf seinen Ruf achten – sich täglich als ein Unbekannter bewähren. Deshalb albere ich nicht herum. Ich halte nichts vom Zeitvergeuden. Mein Ziel ist die Schachweltmeisterschaft, die Russen zu schlagen. Mir ist sehr ernst damit.“ 

Einigen Spielern wie Carlsen scheint dieser absolute Wille zum Sieg bisweilen abhanden zu kommen. Sein Potenzial ist riesig. Doch manches erinnert auch ein wenig an einen verträumten Studenten. Sich etwas treiben lassen. Ach, wieder eine Partie verloren. Okay, es gibt schlimmeres. Auch die vielen Anand Remispartien ( 9 Stück alleine in Wijk aan Zee) würde ein Bobby Fischer kritisch sehen. Ihm waren blutleere Remis ein Greuel. Hikaru Nakamura wird jetzt natürlich an diesem Siegeswillen vom Tata Steel Chess 2011 gemessen. Es wird sich zeigen wie ernst es ihm mit dem Gewinnen ist. 

Nachdenkenswert #85

,,Das ist eine souveräne Entscheidung von ARD und ZDF. Es zeigt, dass die Produktion einer Telenovela offensichtlich billiger ist als eine Radsport-Übertragung – die findet dann eben bei Eurosport statt.“

Rudolf Scharping, Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer, zum Ausstieg von ARD + ZDF aus der LIVE-Berichterstattung der Tour de France 2012 gegenüber dpa