Pressespiegel zur Fußball-WM 2018 und 2022: FIFA vergibt WM erstmals nach Russland und Katar

Meine ersten Erinnerungen an den russischen Fußball rühren von Erzählungen meines Vaters, meines Onkels und Opas bei Geburtstagsfeiern. Es fiel dabei immer ein Name. Lew Jaschin. Ein Weltklassetorwart. Der schwarze Panther.

Einst sagte Bayern München Torwart Sepp Maier, Weltmeister von 1974, über sein Vorbild Lew Jaschin: 

„Ich klebte damals, als Kind, oft an der Schwarzweißmattscheibe und beobachtete ihn wie gebannt. Sein Verhalten war einzigartig im Fußball und der Grund dafür, dass ich Torwart geworden bin.“

Die Niederländer um Johan Cruyff werden sich noch nachträglich bedanken. In der 2. Halbzeit in München brachte Maier die Mannschaft unseres Nachbarlandes förmlich zur Verzweiflung. Jaschin selber blieb ein Weltmeistertitel verwehrt. Ein paar Sequenzen von Lew Jaschin gibt es hier:

Doch zurück zur Neuzeit. Der 2. Dezember 2010 wird in die russischen Geschichtsbücher des Fußballs eingehen. Den Zuschlag für die WM 2018 erhielt Russland. In der Süddeutschen Zeitung befinden die Sportjournalisten Kistner und Kneer in Ihrem Artikel FIFA: WM-Vergabe Sepp Blatters doppeltes Spiel:

,,Für Blatter war die Veranstaltung eine Flucht nach vorne: Mal wieder von diversen Affären belastet, ist ihm nach innen ein bemerkenswerter Befreiungsschlag gelungen. Mit der Kür Russlands sicherte er sich ein üppiges Stimmenpaket, das er dringend braucht, wenn er sich im Mai 2011 zur Wiederwahl stellt. Knapp zwei Dutzend Voten aus Osteuropa und den ehemaligen Sowjetrepubliken könnte ihm Putins legendärer Einfluss auf die Sportwelt bescheren.“

Putin hatte bereits die Olympischen Winterspiele 2014 an Land gezogen. Neben Russland für 2018 erhielt Katar den Zuschlag für 2022. Beim Thema Fußball und Katar kann ich mit keiner kleinen Episode aus den Erinnerungen an die Familienfeiern dienen. C.Sydow schreibt auf dem Blog Naher und Mittlerer Osten:

,,Schon in den Tagen vor der FIFA-Entscheidung hatte sich angedeutet, dass die Bewerbung vom Golf das Rennen machen würde. Bei den englischen Buchmachern avancierte Katar in der letzten Woche zum klaren Favoriten und ließ die hochgehandelten Amerikaner weit hinter sich. Auch die einheimische Presse zeigte sich vorsichtig optimistisch. »Tag der Entscheidung und des Sieges für Katar, so Gott will!«, titelte das Blatt al-Rayah am Donnerstag. Die Konkurrenz von al-Watan verwies auf Pressestimmen aus aller Welt, die Katar die beste aller Bewerbungspräsentationen bescheinigten.“
Zur Vergabe gibt es eine Reihe von kritischen Stimmen. Die Deutsche Welle schreibt unter dem Titel Farce um FIFA-WM-Vergabe:
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,,Die Freude ist riesig in Russland und Katar. Beide Länder haben von der FIFA den Zuschlag für die Weltmeisterschaften 2018 bzw. 2022 erhalten und dürfen nun am Milliarden-Geschäft Fußball-WM partizipieren. Großer Verlierer ist hingegen der Fußball-Weltverband. Er hat in den vergangenen Tagen einen enormen Imageverlust erlitten. Transparenz und Glaubwürdigkeit blieben rund um die skandalträchtige Wahl der FIFA-Exekutive, der Fußball-Weltregierung sozusagen, auf der Strecke.“

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Roland Zorn nimmt sich in der FAZ des Themas Kühlbox im Wüstensand an und widmet sich dem uralten Thema der Beziehungspflege:
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,,Neun Arenen werden bis 2022 aus dem Wüstensand gestampft sein; dazu möchten die Organisatoren die WM-Arenen, die WM-Trainingsplätze und die Fanzonen klimatisieren. Am Geld dazu fehlt es nicht, wohl aber am Glauben, dass ein kleines Land wie Qatar sich in eine einzige Kühlbox verwandeln und ein Riesensportereignis wie eine WM stemmen kann. Da Fifa-Vizepräsident Mohamed Bin Hammam zu den einflussreichsten Fußballfunktionären der Welt zählt und als jemand gilt, der auch auf Blatter mächtig einwirkt, haftet dieser Wahl nach einer Woche der Korruptionsaffären auch noch ein Hautgout der besonderen Art an.“

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Spiegel Online hat unter anderen Reaktionen von Regierungschef Putin, Katars Staatsoberhaupt  Mohammad bin Hamad al-Thani, Australiens Premierministerin Julia Gillard, Prinz William, David Beckham, Barack Obama, Oliver Bierhoff, Theo Zwanziger gesammelt. Hier geht es zu den Stimmen.
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Was bei der Stimmensammlung von Spiegel Online auffällt: Amerikas Präsident ist kein guter Verlierer. Obama musste nach der Niederlage voriges Jahr in Kopenhagen in Sachen Olympische Spiele eine weitere sportpolitische Verlustaktion bei der Bewerbung um ein Großereignis hinnehmen. Ein wenig mehr Gelassenheit und Fair Play wäre wünschenswert.
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