Die Schachwelt zieht online im Tempo an

Stammleser wissen von meiner Sympathie für Jörg Hickl seine Schachwelt. Die Printausgabe musste er aus wirtschaftlichen Gründen leider einstellen. 

vater und sohn

© Mario Heinemann: Pixelio 

Online macht der Internationale Großmeister Hickl weiter. Im Blog der Schachwelt zieht das Tempo an. Sehr Lesenswert ist sein Artikel Schachbund auf Abwegen

,,Die jetzt für die Schacholympiade im September in Sibirien gemeldete Mannschaft wirkt wie eine Kapitulation, die Kriterien der Aufstellung sind schwammig. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Nächsten genommen wurden, die die Bedingungen des Schachbundes ohne Widerspruch akzeptierten und es noch als Ehre ansehen, für das Vaterland zu kämpfen. Gerüchteweise wurden die Honorare nun halbiert statt angehoben…
 
Für die mitgliedermäßig drittstärkste Schachföderation und eines der wirtschaftlich stärksten Länder eine höchst unbefriedigende Situation. Möglicherweise ist es an der Zeit, für Verantwortliche Konsequenzen zu ziehen, doch vielleicht kann der Aufstand auch wieder einmal durch konsequentes Aussitzen gemeistert werden.“ 
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Stefan Löffler zieht ein Fazit des Sparkassen Chess-Meetings in Dortmund und kommt zur Erkenntnis Dortmund schlägt Biel.
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Er nimmt sich dann in einem weiteren Blogbeitrag auch noch dem Thema Kasan? Wunderbar! Viel besser als Chanti-Mansisk  an.
,,Au verdammt. Die geplante, aber offiziell unbestätigte Verlegung betrifft gar nicht (wie der gesunde Menschenverstand nahegelegt hätte) die Schacholympiade. Sondern das Kandidatenturnier, bei dem im nächsten Jahr Anands nächster Herausforderer zu ermitteln ist und das vertraglich längst Aserbaidschan zugesagt war. Doch es sind nicht die Aseris, die nun kräftig protestieren (dürfen sie doch dem Vernehmen nach ihren Ausrichterfreiplatz, nämlich für Mamedscharow, behalten), sondern Topalow, der nicht in Russland spielen mag. Als Grund der Verlegung muss übrigens Aronjan herhalten, der als Armenier in Baku nicht hätte antreten können.“

Mich freut die Power von Jörg Hickl und Stefan Löffler. Nach dem Abschied von der gedruckten Zeitung war es sicher auch mental nicht so einfach Online wieder richtig Tempo zu geben.

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Artverwandter Artikel zum Thema Schachwelt

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Bayern München Fan am Klavier

Deutschlands Künstler positionieren sich. Ein schönes Beispiel von Commitment für Bayern München von Axel Pätz gibt es hier zu sehen.

Der Hat-Tip geht an Probek.

Der Tastenkabarettist Axel Pähtz sammelt Kabarettpreise wie Rekordmeister Bayern München Titel.

1. Preis „Goldener Rottweiler“ 2009
1. Preis „Rostocker Koggenzieher“ 2009 (Jury)
1. Preis „Rostocker Koggenzieher“ 2009 (Publikum)
1. Preis „Böblinger Mechthild“ 2009
3. Preis „Paulaner Solo“ 2009
2. Preis „Schwelmer Kleinkunstpreis“ 2010
„Hamburger Stadtteilkulturpreis“ 2010

Floyd Landis – Das Schwert der Wahrheit

Hat sich schon jemand die Filmrechte am Streit zwischen Landis und Armstrong gesichert? Das Leben schreibt abseits der Höllentour gerade wieder ein Radsport-Drehbuch. Es wird kein Heimatfilm, eher ein Thriller.

Doping

 © H.P. Reichartz: Pixelio 

Freunde werden Floyd Landis und Lance Armstrong wohl nicht mehr. In der Schule gab es das Schimpfwort Petze. In selbiger Kategorie wird Lance Armstrong wohl Floyd Landis stecken. Plaudertasche Landis will Testosteronpflaster von Armstrong bekommen und Bluttransfusionen beim 7-fachen Höllentoursieger live beobachtet haben. Tief durchatmen.

Mensch, Floyd, warum hast Du damals das Pflaster nicht abgelehnt und bist aus dem Team freiwillig ausgestiegen?

Ach, Floyd, komm mir jetzt bitte nicht mit Geld verdienen, es haben alle so gemacht, Vertrag und Verpflichtungen etc.

Diese Pseudoausreden lasse ich nicht gelten. Jetzt wirkt die ganze Beichte wie ein Offenbarungseid eines gestrandeten Radprofis.

Nachdenkenswert #66

,,Als Spiegelbild diente die deutsche Nationalmannschaft. Frankreich, Italien Spanien, selbst die Schweiz waren uns in der Jugend und bei den Senioren weit voraus, aber bedingt durch den WM-Sieg 1990 wurde bis Mitte/Ende der 90er Jahre am Libero festgehalten, weil es ja keinen Grund gegeben hätte, etwas umzustellen. Mit der Folge, dass wir als letzte Nation in Europa gemerkt haben, wohin die Entwicklung geht und dass im Zuge dessen die Sechser-Position neu erfunden wurde. Als ich mit Ulm 1998 in die 2. Liga aufgestiegen bin, haben von vier  Zweitligisten und  zwei Bundesligisten abgesehen alle Teams mit Libero, zwei Manndeckern und gegnerorientierten Sechsern gespielt.“

        Ralf Rangnick, Hoffenheim Coach, im Interview mit Spox

Höllentour 2010 zu Ende. Die Zweifel bleiben.

Die Zeit rast. Die Höllentour im Juli ist auch bereits wieder Geschichte. Die Männer mit dem besten Müsli, Alberto Contador und Andy Schleck, dominierten das Peleton. Der Spanier gewann seine 3. Tour de France. Contador sein Fazit:

„Diese Tour war für mich emotionaler als die Ausgaben 2007 und 2009, die ich gewann. Es war sehr schwer für mich. Es stimmt – es gab einige Tage, da war ich nicht in Bestform.“

Beim Namen Contador gibt es immer skeptische Blicke und die Vergangenheit ist nicht vergessen. Eurosport.Yahoo erinnert daran unter dem Titel  Nicht alles «bueno» – Zweifel bei Contador bleiben. Es wird an die unsägliche Fuentes Affäre erinnert:

,,Diese Leistungsexplosionen am Berg sind es aber auch immer wieder, die Zweifel nähren. Das könne doch nicht mit rechten Dingen zugehen, sagen Kritiker. Gut für Contador, dass Spanien bei Doping- Ermittlungen gern mal ein Auge zudrückt. Die Initialen AC als naheliegendes Kürzel für «Alberto Contador» fanden sich 2006 in den Fuentes-Unterlagen und Medikationsplänen, die der Guardia Civil vorliegen.“

Es wird mit Manolo Saiz auch an einen der Wegbereiter der Karriere von Alberto Contador erinnert.

,,Nach kurzer Zeit verschwand sein Name aus den Akten und Contador kann heute erklären, dass es niemals eine «Affäre Fuentes» im Zusammenhang mit ihm gab. Den Weg in den Profiradsport hat ihm übrigens Manolo Saiz geebnet, der damalige Chef vom Team Once und eine Hauptfigur des Skandals.“

Wer sich tiefer in die Thematik Dopingskandal um „Arzt“ Fuentes  einlesen will findet bei sportspool.tv ausführliches Material:

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 Der Doping-Bericht der Guardia Civil zum DOWNLOAD – Teil 1 + 2 / ‚Fuentes‘-Dokumente

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Contador reiht sich ein in eine Reihe spanischer Sporterfolge. König Fußball, Basketball, Tennis oder Radsport. Der spanische Sportminister Jaime Lissavetzky hat laut Nürnberger Nachrichten vom 24. Juli 2010 bereits einen Schutzwall errichtet.

,,Ich akzeptiere keine Kritik, die unseren Sport beschmutzt.“

Hm. Die Höllentour 2010  zu Ende. Die Zweifel bleiben.

Sparkassen Chess-Meeting Dortmund

Schachweltmeister Viswanathan Anand relaxt in seiner Heimat im korbgeflochtenen Liegestuhl und in Dortmund geht es derweil in die letzten 2 Runden vom Sparkassen Chess-Meeting. Der Hat-Tip geht an Stefan Löffler von der Schachwelt.

Turm in der Schlacht

 © Michael Alber: Pixelio 

Ein Blick auf die Turniertabelle von Dortmund läßt den vermutlichen Sieger erahnen. Der 26-Jährige Ruslan Ponomariov aus der Ukraine führt nach seinem Sieg gegen Arkadij Naiditsch mit einem Punkt Vorsprung vor Shakhriyar Mamedyarov und Liem Le Quang. Aus meiner eigenen Turnierpraxis in der Jugend kenne ich jedoch auch die Tücken der letzten zwei Runden.

Am heutigen Sonnabend steht für Ponomariov (mit Schwarz) die Schachpartie gegen Mamedyarov aus Aserbaidschan an. Ein möglicher Stolperstein. Hier geht es zur Live-Berichterstattung ab 15.15 Uhr. Der morgige Sonntag sieht dann die Partie Ponomariov (mit Weiß)  gegen Le Quang vor.

Die Dortmunder Sparkasse ist Hauptsponsor des Schachturniers. Dies wird auch so bleiben. Der Sparkassenchef Uwe Samulewicz gab bereits im April 2010 ein klares Statement ab:

„Das Turnier bleibt Bestandteil unserer Geschäftsphilosophie – egal wie sich die Finanzsituation weltweit entwickeln wird.”

Hier gibt es den Überblick über die übrigen Sponsoren. Am Donnerstag machte Exweltmeister Anatoli Karpow dem Turnier seine Aufwartung und eröffnete die 7. Runde. Nebenbei nutzte er die Zeit für Werbung in eigener Sache. Karpow will im Herbst FIDE-Präsident werden.

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Artverwandte Artikel zum Thema

Schachlegende Karpow im Revier – Der Westen

Dortmunder Schachtage   – bei Wikipedia

Schach soll endlich wieder populärer werden – Karpow Interview

                                          mit Dagobert Kohlmeyer auf chessbase

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In Sachen sportspool.tv und die tägliche Presseschau

Es gibt eine gute Nachricht für alle Sportfreunde. Zur Zeit der monetären Festspiele von Joseph S. Blatter und Co. gab es die tägliche WM-Presseschau von sportspool.tv mit feinen Zwischentönen.

             Wien - Cafe Central 4

              © Rainer Sturm: Pixelio

Erfreulicherweise gibt es keine Sommerpause. Der unabhängige Online-Dienst von Fred Kowasch powert weiter.

,,Nachdem unsere WM-Presseschau auf so großes Interesse gestoßen ist, haben wir uns entschlossen, diese Sache fortzusetzen. Jeden Morgen gibt es einen Überblick über die Sportgeschichten aus dem Netz. Bissig und zuweilen unfair kommentiert, aber immer frisch und unabhängig. Wir wollen euch Gerüchte und Originalquellen nicht vorenthalten, einen Einblick in den Dunstkreis des Spitzen- und Breitensportes geben.“

Wenn es die tägliche Presseschau von sportspool.tv nicht schon gäbe, müsste sie erfunden werden.

Nicht ganz so medial im Bühnenlicht der deutschen Presse steht meistens das Königliche Spiel Schach. Zur Zeit läuft ja das Sparkassen-Chess Meeting in Dortmund und am Donnerstag, den 22. Juli, eröffnet Exweltmeister Anatoli Karpow die 7. Runde. Anschließend gibt der Schachchampion aus der Nach-Bobby Fischer Ära eine Pressekonferenz im Rathauscafe.

Die Höllentour im Juli – Tour de France

Für die einen ist es die größte rollende Apotheke auf Rädern und für die anderen das faszinierendste Radrennen der Welt. Die Höllentour im Juli. Die Tour der Leiden. Die Tour der Berge. Kaum eine Sportveranstaltung polarisiert so wie die Tour de France. 2004 brachte Pepe Danquart den Film Höllentour in die Kinos.

Meine Liebste und ich haben uns damals diesen Film in Nürnbergs größten Kino angeschaut. Die Bilder sind faszinierend. Ich steh dazu. Im vergangenen Jahr hat Matthias Dell für Der Freitag ein bemerkenswertes Interview mit dem Filmregisseur Pepe Danquart und Theatermacher René Pollesch unter dem Titel Die Moral der Käfer geführt. Danquart zum Mythos der Tour:

,,Für mich ist der Mythos nicht zerstört. Der wurde mir genommen von denjenigen, die glauben, mir ihr verlogenes Moralgehabe mitgeben zu müssen. Dass gedopt wurde in dem legalen und halblegalen Rahmen, war immer bekannt. Das Faszinosum für mich ist der Held, der Gott, auch sein Fall, wenn er wieder Mensch wird.“

In seinem Film ist auch die Szene mit Andreas Klöden aus dem Tourjahr 2003 zu sehen. Schwer angeschlagen besteigt er den Besenwagen. Diese Bilder sieht der Fernsehzuschauer normal bei Eurosport oder den Öffentlich-Rechtlichen nicht.

,,Die wahren Helden sind die, die niemand wahrnimmt, die aussteigen, im Besenwagen weinen, über die keiner berichtet. Darum ging es mir in meinem Film. Natürlich ist der Kampf um die Spitze interessant. Aber die Frage ist doch: Was macht einer, wenn er auf die Fresse fliegt und am nächsten Tag wieder aufs Rad steigen muss? Das kannst du nicht mit Doping erklären. Und es interessiert sich kein Massenmedium, wenn ein Team Telekom immer nur sechster wird.“

Das Thema Doping wird einem beim Radsport immer entgegengebracht. Eigentlich hat Ralf Meutgens in seinem Buch Doping im Radsport fast alles dazu gesagt. Unbedingt Lesen.

Eurosport konnte einst folgende Bilder zeigen. Ein deutscher Radheld im Gelben Trikot. Jan Ullrich auf Platz 1 der  Gesamtwertung mit phänomenalen Abstand zum Zweitplazierten.  Oder die Bilder vom nicht mehr unter unter den Lebenden weilenden italienischen Radprofi Marco Pantani. Oder den einstigen französischen Bergspezialisten Richard Virenque im rot-weiß gepunkteten Bergtrikot.

Heute schreiben wir das Jahr 2010. Der bestplatzierte deutsche Radsportler ist Andreas Klöden. Er fährt im Armstrong Team RadioShack. Der Texaner erlebt bei seiner letzten Tour gerade den Absturz vom Radgott zum Mensch. Alberto Contador fährt wieder im Gelben Trikot. Das deutsche Team Milram wird es nächstes Jahr nicht mehr geben. Radsportler mit bewegter Vergangenheit wie Basso und Winokurow sind ebenfalls wieder munter mit im Peleton. Die Karawane zieht weiter.