Nachdenkenswert #60

Längst scheint akzeptiert, dass zum Berufsbild eines gestandenen Profis gehört, den Erfolg mit allen Mitteln – auch unerlaubten – anzustreben. Wäre es nicht ein Gebot der Fairness für Manuel Neuer gewesen, zum Schiedsrichter zu gehen und zu sagen, dass der Ball hinter der Linie war? Aber sicher! So laufen die Spiele auf Bolzplätzen und in Parks ab. Da funktioniert Fairplay ohne Schiedsrichter, Chip im Ball oder Videobeweis. Und: Warum sollte das im Profisport anders sein? Weil es um viel Geld geht? Betrug ist also okay, wenn man ihn begeht, um noch reicher und schöner zu werden? Welch perverser Gedanke!

Andreas Rüttenauer, in einem Kommentar in der taz gegen den

Einsatz eines Videobeweis und dem Blick auf das Verhalten von

Torwart Manuel Neuer im Spiel gegen England

6 Gedanken zu “Nachdenkenswert #60

  1. Tatjana 29. Juni 2010 / 12:31

    Was hätten wohl Neuers Mannschaftskollegen von ihm gehalten, wenn er zum Schiri gegangen wäre und gesagt hätte: Du, Referee, der Ball war doch drin! Manuel Neuer ist nicht dafür zuständig, die Arbeit des Schiedsrichters zu übernehmen!

  2. sportinsider 29. Juni 2010 / 12:39

    Neuer hat den Fairplay Gedanken nicht gezeigt. Vielleicht hätte er bei fairen Verhalten zehn erboste Mitspieler gehabt oder einige die bei einer Nagelprobe wie dem 2:2 mit Ärmel hochkrempeln und einer Einstellung: -Wir wollen mit fairen Mitteln gegen die englischen Fußballer gewinnen- geantwortet hätten. Ich weiß es nicht.

    Du magst doch im täglichen Leben auch nicht gerne betrogen werden.

    Die Beispiele von praktizierten Fairplay im Profifußball gibt es ja. Auch ein Miroslav Klose ging einst 2005 mit guten Beispiel in der Bundesliga voran. (unberechtiger Elfmeterpfiff für Werder Bremen). Nach dem ehrlichen Hinweis von Klose gab es keinen Elfmeter gegen Arminia Bielefeld.

  3. Dirk 29. Juni 2010 / 16:32

    Der Gedanke ist ziemlich interessant, nachdem alle Varianten der technischen Lösung nun mal wieder durchdiskutiert wurden, ist das ein Aspekt über den man noch mal reden sollte. Vielleicht kann man es nicht von jedem verlangen, aber in anderen Sportarten ist sowas Gang und Gebe. Ich erinnere an diverse Tennismatches auf Sand, bei denen der Aufschläger mit einem vermeintlichen Doppelfehler das Match hergibt und sein Gegenüber statt zu jubeln den Abdruck überprüft und feststellt, dass der Ball auf der Linie war. Und das bei einem Matchball in einem Turnier, bei dem es um Millionen geht.
    Aber vielleicht ist ein solch fairer Zug im Mannschaftssport nicht ganz so einfach.. Angebracht wär’s allemal…

  4. Markus 29. Juni 2010 / 21:03

    Herr Rüttenauer verhält sich nicht selber Fair gegenüber Manuel Neuer, unterstellt er ihm doch, er habe gewußt, daß der Ball hinter der Linie war. Vielleicht erfüllt das sogar den Tatbestand der üblen Nachrede. Die ganze Szene spielt sich innerhalb von 2 bis 3 Sekunden ab. Manuel Neuer befindet sich mit Rücklage in der Luft. Und da soll er in dem Bruchteil der Sekunde erkannt haben, dass der Ball hinter der Linie war? Jeder, der selber mal Fußball gespielt hat, kann da nur mit dem Kopf schütteln.

    • sportinsider 29. Juni 2010 / 22:20

      Sieht auf dem Foto bei Spiegel Online so aus:

      http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-56430-3.html

      In der ARD hat der Schalke Torwart unmittelbar nach dem Spiel sinngemäß von schnellem weiterspielen gesprochen, damit der Schiedsrichter nicht zum Nachdenken kommt. Er hat 100% gewusst das das Ding drin war. Moral-Diskussionen sind ja immer etwas ermüdend. Auch ist das schummeln kein “Exklusivrecht” im Sport. Jedoch wäre Neuer ein ganz großer gewesen wenn er zum Referee hingegangen wäre und Flagge(gemeint ist Rückgrat) gezeigt hätte: Sorry, der Ball war drin.

      • Tatjana 1. Juli 2010 / 13:30

        Ich denke auch, dass Neuer gesehen hat, dass der Ball drin war. Dennoch ist er nicht in der Pflicht, zu sagen, dass der Ball drin war oder nicht. Dafür gibt es Schiris. Wenn es jemanden geben sollte, der an dem nicht gegebenen Tor irgendeine Art von Schuld tragen sollte, dann doch die FIFA. Sie hätte schon längst den Videobeweis einführen können, oder etwas ähnliches wie den Chip im Ball. Dann hätte das Tor gegolten und die Diskussionen wären erst gar nicht entstanden!

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