Zu einem Fußballturnier um die Trophäe für das beste Team des Planeten gehört natürlich auch ein WM-Ball. Der Sportartikelherstelller Adidas stellt das Objekt der Begierde. Doch den Herzogenaurachern Verantwortlichen werden momentan die Ohren klingeln. Die Kritik am WM-Ball Jabulani zieht Kreise. Auf dem Sportportal Spox äußert sich der Nationalcoach von Dänemark, Morten Olsen, deutlich:
„Wir haben mit einem unmöglichen Ball gespielt, an den wir uns erst noch gewöhnen müssen. Das ist keine Entschuldigung für die Niederlage, aber eine Ursache dafür. Es war sehr schwierig, diesen Ball zu kontrollieren und ihn bei Pässen auf Tempo zu bringen.“
Die Liste der Kritiker umfasst auch den spanischen Keeper Iker Casillas, den italienischen Torwart Gianluigi Buffon und den brasilianischen Mann zwischen den Pfosten beim frisch gekürten Champions-League Sieger Inter Mailand, Julio Cesar. Der Spanier Xabi Alonso und der Italiener Giampaolo Pazzini sind weitere prominente Skeptiker.
Am Ende müssen jedoch alle mit den Eigenschaften des Balls zurecht kommen. Adidas stellt seit 1970 den WM-Ball. Ich kann mich noch gut an die Tango-Familie erinnern. Zur WM 1982 kam als Nachfolger vom Tango der WM 78 in Argentinien der ,,Tango Espana“. Er hatte eine ganze Reihe von Familienmitgliedern. Im Buch FUSSBALL UNSER heißt es:
,,Weiterhin entwicklet wurden nämlich der ,,Tango Mundial“, ein im Windkanal erprobter Ball, der ,,Tango Alicante“, ein Ball für Flutlichtspiele, der ,,Tango Malaga“ für harte Plätze und der ,,Tango indoor“ – wie der Name andeutet, für den Hallenfußball erdacht. Es gab auch Tangos in Orange und in Gelb, aber darüber soll aus ästhetischen Gründen geschwiegen werden.“
Wir werden die nächsten Wochen eine Flut an Botschaften aus der Sponsorenwelt erleben. Die Substratsättigung droht. Der normale Fußballfreund kennt dies ja bereits von der Bundesliga. Auf dem Königsblog wird dieses zuviel an Werbebotschaften sehr treffend beschrieben:
,,Der Verein Schalke 04 überdreht längst. Jede Kommerzkröte für sich – der vom Sponsor angepriesene Eckball, die werbebeklebt-bestellten Trommler, die aufblasbare Klatschrolle, der Rote-Karte-Werbeflyer, die letzten x Spielminuten des Eisproduzenten, der Staucheck des einen- und die Zwischenergebnisse des anderen Sponsors* – ist einzeln zu schlucken. Als lebendige Schar bringt sie einen zum Würgen. Das alles bringt den Stadionbesuch weg von der Sache an sich, vom eigentlichen Fußballspiel.
*: Die Liste hätte problemlos dreifache Länge haben könne, worauf auf Grund der Lesbarkeit verzichtet wurde.“
Kommen wir zum ganz großen Geld. Das Schweizer Fachmagazin Sponsoring extra verweist auf die monetären Festspiele in Südafrika und einen Geldfluss von 3,7 Milliarden Franken in die FIFA Kasse. 2,3 Milliarden Franken kommen durch den Erlös der TV-Rechte und 1,4 Milliarden Franken durch die Sponsoren zusammen.
Bei Sponsoring extra findet sich auch ein Beitrag zur Studie von PricewaterhouseCoopers (PwC) und Sportmanagement-Beratung IFM über internationale Analysen zum Sportsponsoring. Alte Bekannte wie Bayern München, Manchester United, FC Liverpool sowie Deutsche Telekom, Adidas, Daimler und Volkswagen tauchen auf. Hier geht es zum kompletten Text.
,,Auch deutsche Unternehmen betätigten sich 2009 im grossen Massstab als Sport-Sponsoren. Daimler, die Deutsche Telekom, Adidas und Volkswagen unterzeichneten fünf der 20 grössten Verträge des vergangenen Jahres. Das zugesagte Volumen belief sich auf insgesamt 367 Millionen Euro.“
Schwenk zum Schach. Das Schachmatch des Jahrzehnts zwischen Viswanathan Anand und Veselin Topalov wurde weltweit beachtet. Die Schachwelt leistete während der Schach-WM beachtliches. Ihre Live-Berichterstattung mit der Kommentierung der Schachzüge durch den Internationalen Meister Ilja Schneider und den Internationalen Großmeister Jörg Hickl, sowie der schwungvoll geführte Blog mit Stefan Löffler, gehörten zum Besten was deutsche Schachzeitungen während der Schach-WM an Online-Aktivitäten anboten. Das war ganz großes Kino.
Stefan Löffler titelt im Blog Eine Copyrightklage und eine alte Rechnung:
Liveübertragungen sind ein wichtiger Teil des Schachgeschäfts. Veranstalter übertragen die gerade gespielten Züge im Internet, um Aufmerksamkeit für sich zu kriegen und vor allem ihre Sponsoren und Werbekunden, die schließlich genau dafür zahlen. Schachserver greifen die Züge gerne ab, um ihren eigenen zahlenden Kunden einen interessanten Service zu bieten. Wer einen Wettbewerb auf einem Schachserver verfolgt, sieht aber nicht die Logos der Sponsoren, Veranstalter und ihrer Werbekunden. Viele Veranstalter klagen seit Jahren, wie schwer es ist, Sponsoren zu kriegen und festzuhalten, wenn ein großer Teil des Onlinepublikums nie auf die Seiten der Veranstaltung kommt.
Die Schachwelt hatte für moderates Geld die Übertragungsrechte an der WM erworben. Bei chessbase sah dies etwas anders aus. Stefan Löffler verweist auf eine anstehende Klage der WM-Veranstalter gegen chessbase am Landgericht Berlin. Gegenstand wird sein inwieweit Schachzüge unter den Urheberrechtsschutz für Datenbanken fallen. Es soll weiterhin die Frage geklärt werden ob die ungenehmigte Übertragung der Schachpartien von kostenpflichtigen Seiten die Veranstalter wettbewerbsrechtlich schädigt.