Sponsorspiegel 26.05.10

In Beaverton werden die Verantwortlichen in bester Laune sein. Nach dem am vergangenen Sonnabend großes Schaulaufen auf internationaler Bühne war. Weltweite Aufmerksamkeit garantiert. Die Rede ist vom Sieg der ohne Italiener in der Startformation auflaufenden Mannschaft von Inter Mailand in Nike Trikots im Champions-League Finale. Das Logo, der Swoosh, war gut zu sehen. Einen Tag später gewann Tschechien die Eishockey-WM in Deutschland mit dem „Nike-Haken“ auf der Spielkleidung.

Nike hatte sich kürzlich bei der Umfrage Welches Unternehmen macht das emotionalste Sportsponsoring mit Adidas die Spitzenposition geteilt. Ein wirklich gut gelungener Werbecoup in Kinoqualität ist den Amerikanern mit diesem Spot gelungen:

Selbst Kobe Bryant und die Simpsons sind emotional eingearbeitet wurden. Der für mich emotionalste Spieler Afrikas, Didier Drogba, ist dabei, Wayne Rooney mit Bart und Unterhemd in der Tür des alten Wohnwagens verdutzt dreinschauend, oder der kurzzeitig flackernde Fernseher in einer bescheidenen Hütte sind großartige Momente einer gut inszenierten Fußballgeschichte. Ganz großes Kino. Steven Spielberg hätte es nicht besser in Szene setzen können.  Weitere Mitwirkende beim Nike Spektakel sind Franck Ribery, Fabian Cannavaro, Ronaldinho, Cristiano Ronaldo. Einen kurzen Gastauftritt hat Tennischampion Roger Federer beim Tischtennisspiel mit Wayne Rooney.

Die drei großen Sportartikelhersteller Puma, Adidas und Nike haben sich also die Fußballtitel schön gleichmäßig aufgeteilt. Der amtierende Weltmeister Italien lief im Berliner Olympiastadion 2006 mit Puma Trikots auf. Der Europameister Spanien bevorzugt Adidas und Inter Mailand, Champions-League Sieger 2010, trägt Nike Hemden. 

Friedrich von Borries, Architekt und Design-Theoretiker, hat beim Wirtschaftsmagazin brand eins 10/09 in einem vierseitigen Interview erklärt:

„Irgendwann ist Nike und Adidas klar geworden, dass es nicht besonders sexy ist, wenn ihre Turnschuhe bei Karstadt-Sport gestapelt werden. Nike hat 1990 als erstes Mode-Unternehmen angefangen, Flagship Stores zu entwickeln. Es ging darum, die Produkte mit Aura zu versehen und zum Beispiel Original-Schuhe oder -Tennisschläger berühmter Sportler wie Kunstwerke auszustellen. Was wir aus dem Völkerkundemuseum kennen, passiert nun mit unserer eigenen Konsumkultur: Alltagsgegenstände werden als Reliquien präsentiert, eine Ethnologie der Konsumgesellschaft – allerdings mit spezifischen kommerziellen Interessen. Was in der alten, fordistischen Industriegesellschaft zählte, also Funktion, technische Innovation, Gebrauchswert, Preis, wird abgelöst durch Aura und kulturellen Mehrwert. Lifestyle-Accessoires wie Nike-Sneakers brauchen diese Aufladung.“

Das Schweizer Fachmagazin Sponsoring extra titelte letzte Woche CL-Finale – Sponsoring-Krösus gegen TV-Macho  und beleuchtete die Situation von Bayern München und Inter Mailand. Der deutsche Rekordmeister erzielt mit 20 Millionen Euro Trikotwerbung von Sponsor Telekom einen europäischen Spitzenwert. Die Italiener müssen sich mit 11,5 Millionen Euro von Trikotsponsor Pirelli begnügen. Bei den gesamten Sponsoring Einnahmen hat Bayern München einen deutlichen Vorsprung vor den Mailändern:

,,In der Saison 2008/09 hat Bayern München gemäss einer Studie von Sport+Markt demnach 159 Mio. Euro mit Sponsoring- und Marketingeinnahmen erzielt. Das entspricht 54 Prozent des Umsatzes von knapp 290 Mio. Euro. Bei Inter Mailand sind es nur 53 Mio. Euro – 26 Prozent des Gesamtumsatzes von rund 197 Mio. Euro.“

Bei den Fernsehgeldern haben die Italiener mit 116 Millionen Euro gegenüber 70 Millionen Euro der Bayern in der Saison 2008/2009 die Nase vorn. Inter ist Selbstverwerter der TV-Rechte. Die Allianz Arena brachte mit Zuschauereinnahmen, Verkauf von Logen und Hospitality insgesamt fast 61 Millionen Euro Einnahmen. Inter Mailand brachte es im heimischen Stadion nur auf 28 Millionen Euro.

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Leseempfehlung

Globale Spieler – der Kampf der Sportartikelhersteller Adidas, Nike und Puma

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Öffnen ARD und ZDF die Tür für das deutsche Eishockey?

Die ARD und ZDF saßen bei der Eishockey-WM nicht in der ersten Reihe und mit dem zugehaltenen Auge sah auch keiner mit dem zweiten besser. Während Sport1 bemerkenswerte Quoten mit der Übertragung der Weltmeisterschaft im eigenen Land einfuhr, blieb den Verantwortlichen der Öffentlich-Rechtlichen Fernsehanstalten nur die Bestückung des Videotext. Das war für Eishockeyfreunde, Fans, Sportinteressierte und Sympathisanten natürlich zu wenig. Kommt jetzt ein Umdenken bei ARD und ZDF? Wollen wir einen Verantwortlichen zu Wort kommen lassen. ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz äußert sich mit diesen Worten:

,,Zwei Tage nach dem WM-Ende ist es zu früh, darüber eine Entscheidung zu treffen. Wir werden allerdings mit den ARD-Kollegen über das Thema sprechen. Wichtig ist, ob der Erfolg des Nationalteams wiederholbar ist.“

Das allseits bekannte Lied streift da mein Ohr. Erfolg ist sexy. Jeder wird sich noch an die Mainstream Berichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen während der Heim-WM im Handball 2007 erinnern. Ich will Klartext reden. Entweder habe ich als ARD und ZDF Verantwortlicher eine klare Position zum Eishockey und nehme auch schwächere Turniere in Kauf oder ich lasse es sein. Die Wiederholung dieses 4. Platzes kann unter Umständen etwas dauern. Historische Zeitabstände wie der 3. Platz bei den Olympischen Spielen 1976  in Innsbruck oder das generelle Abschneiden der Eishockey-Nationalmannschaft bei Weltmeisterschaften dürften bekannt sein.

Bei den Fernsehsendern geht es immer um Quote. Obwohl ARD und ZDF mit Gebühren finanziert werden und eigentlich entspannter damit umgehen könnten, schielen sie permanent nach den Zahlen. Sport1 war mit den Top-Quoten sehr zufrieden. Zeitweise haben bis zu 3,9 Millionen Zuschauer das Halbfinalduell Deutschland-Russland geschaut. Respekt. Zu den Analysen hatte der Sportsender die Eishockey-Legende Erich Kühnhackl eingesetzt. Dies erwies sich als eine gute Wahl. Wie wird insgeheim ob der Quoten und der Eishockey-Begeisterung die Stimmung bei der ARD und dem ZDF gewesen sein?

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Was macht eigentlich Schachweltmeister Anand?

Das Schachmatch des Jahrzehnts ist auch bereits wieder seit 14 Tagen Geschichte.  Die Schachwelt powert weiter ihre Erfolgsgeschichte und Stefan Löffler bestückt das Blog mit immer wieder interessanten Geschichten.

Turm in der Schlacht

 © Michael Alber: Pixelio 

Was macht eigentlich Schachweltmeister Viswanathan Anand? Er lässt sich zu Recht in seiner Heimat feiern. Im Video kann sich jeder einen kleinen Eindruck über die Feierlichkeiten und die Begeisterung um Indiens Schachikone verschaffen.

Bevor Viswanathan Anand für 8 Wochen in seine Heimat flog, schaute er von Madrid kommend in Bad Soden bei den Chess Tigers vorbei. Nach dem Fototermin und dem Interviewtermin für die FAZ gab es im engsten Kreis ein Dinner mit dem Weltmeister. Bei den Fotos war echter Einsatz gefragt:

,,Um die noch günstigen Lichtverhältnisse des frühen Abends nutzen zu können, bat der anwesende Fotograf der FAZ um sofortiges Posieren des Champions im Schaufenster. Dabei war der Einsatz des physisch größten Tigers, Hans-Dieter Post, von Nöten. Nicht nur in Zentimetern ist der Turnierleiter der Chess Classic Mainz eine der größten Fans von Vishy und so gab er sich gerne als menschlicher Schutzschild vor den blendenden Sonnenstrahlen her, damit der Fotograf schöne Porträts des Champions schießen konnte.“ 

Anand sein Erfolg trägt auch den Namen von Rustam Kasimdzhanov. Er war einer der Sekundanten vom Tiger von Madras. Schachbundeliga Online-Redakteur Georgios Souleidis hat ein sehr interessantes Interview mit Kasimdzhanov geführt. Er nimmt auch Bezug auf die Nerven von Topalov und die Komponente „Heimvorteil“.

,,Am Ende waren Topalovs Nerven nicht so stark. Er spielte hier zu Hause und das ist kein Fußball. Im Schach zu Hause zu spielen, ist immer schlimm. Der Druck ist enorm hoch. Ich weiß das aus eigener Erfahrung, weil ich in Taschkent wie jemand mit Elo 2400 spiele.“