Hinz und Kunz über Pechstein, Wettskandal, DFB und die Vielfalt im Internet

Hinz: Grüß Dich Kunz. Du bist ja in bester Stimmung. Da hast Du sicherlich ein offenes Ohr für meine Probleme.

Kunz: Selbstverständlich habe ich beste Laune. Ich freu mich auf das Duell der Superhirne Louis van Gaal und Jose Mourinho. Erinnert mich an Robert De Niro und Al Pacino in Heat. Hallo Kunz, jetzt hallt es erst richtig in meinen Ohren nach. Du hast Probleme?

Hinz: Ja, ich komme bei der Flut an Meldungen und Informationen im Sport gar nicht mehr richtig mit. Du kennst Dich doch recht gut mit dem Internet aus.

Kunz: Herr Ober, bitte zwei Espresso, zwei Glas Wasser dazu und zwei Stück von dem gedeckten Apfelkuchen aus der Vitrine. Danke. Hinz komm auf den Punkt.

Hinz: Wo informierst man sich am besten über den Wettskandal im Fußball zum Beispiel? Die vielen vereinzelten Meldungen über die Monate würde ich gerne als Gesamtpuzzle sehen.

Kunz: Ein fertiges Endbild wie bei einem 8.000 Teile Puzzle wirst Du da nicht bekommen. Es ist ein fließender Prozess. Ich schau da gerne bei Fred Kowasch auf sportspool.tv vorbei. Der Filmautor hat dort eine gute Chronologie der einzelnen Puzzleteile im Wettskandal.

Hinz: Okay, Danke. Wie schaut es mit Claudia Pechstein und ihrer unendlichen Geschichte aus?

Kunz: Hinz, Du hängst ja bissel hinterher. Also da ist Jens Weinreich eine gute Empfehlung. Unser Espresso und der Kuchen kommen. Danke. Bringen Sie uns noch bitte zwei Kaffee. Danke. Die Feierlichkeiten ob der Bayern Siege habe ich noch gar nicht richtig aus den Klamotten geschüttelt. Wo waren wir stehen geblieben? Ach so. Ja, beim Qualitätsjournalisten Jens Weinreich. Er hat die wohl in Deutschland ausführlichste Chronik der Personalie Claudia Pechstein.

Hinz: Der Kuchen schmeckt gut. Du veratmest ja den Espresso.

Kunz: Ich steh zu meinen menschlichen Schwächen. Jetzt ist der Kaffee dran. Ja, der Kuchen ist hier immer wieder eine sichere Bank. Hast Du noch mehr Probleme den Überblick zu behalten?

Ein Verlängerter in Wien

© Rainer Sturm: Pixelio 

Hinz: Ja, bei der Geschichte Amerell. Da gab es ja auch eine Flut an Meldungen und überraschenden Entwicklungen. Fehlt mir auch ein wenig der Kompass.

Kunz: Du klammerst Dich einfach zu sehr nur an die Papierzeitung. Lass es fließen. Mach eine Kombination Print und Online draus. Ich mag auch nicht am Sonntag beim Frühstück mit meiner Liebsten den Laptop auf dem Schoß haben. Es gibt jedoch zahlreiche Entwicklungen, da bist Du ohne Internet aufgeschmissen und weniger informiert und eben auch nicht upgedatet. Gutes Beispiel war ja jetzt die Schach WM. Ohne die Online Aktivität der Schachwelt wäre das Ding  erst in der gedruckten Ausgabe lange nach dem WM-Match nachzuvollziehen gewesen. Wir müssen auch mal wieder Schach spielen. Habe wieder Lust darauf bekommen.

Hinz: Ich bin jetzt bezüglich der Personalie Amerell und dem DFB auch nicht schlauer. Wir würden ja oft die Sizilianische Verteidigung spielen. Ich kenne Dich gar nicht anders in der Eröffnung wie 1.E4. Obwohl eine Spanische Partie ist auch nicht schlecht. Ich werde zwichen C5 und E5 schwanken. Ich entscheide mich jedoch sicherlich für den Sizilianer. 

Kunz: Gemach, Gemach. Also, das Thema ganz gut aufgewickelt hat der geradlinige Journalist Oliver Fritsch auf direkter-freistoss. Er ist über Wochen und Monate drangeblieben wie einst Wadenbeißer Berti Voigts im Finale 74 gegen Johan Cruyff. 

Hinz: Von Fritsch hattest Du mir einst erzählt. War das nicht der Hartplatzheld?

Kunz: Ja, und den indirekten-freistoss hat er auch initiiert, bevor er im vergangenen Jahr den Staffelstab an Trainer Baade weitergab.

Hinz: Mein lieber Kunz, jetzt läuft doch die Eishockey-WM. Was gibt es da für empfehlenswerte Online-Eisflächen?

Kunz: Heute willst Du die Versäumnisse der letzten Monate aber in einer Tour aufarbeiten. Ein Kumpel von mir hat eine Nachhilfeschule. Also, Lernschule für Schüler. Mit denen paukt er dann auch immer die Dinge im Zeitraffer durch, für die es normalerweise vorher genug Zeit gab. Das Eishockey-Blog ist engagiert und gut gemacht. Auch Check von hinten ist aktuell und immer einen schnellen Leseangriff wert.

Hinz: Heute würde ich die Rechnung übernehmen.

Kunz: Sehr gerne. Ich führe keine Statistik, jedoch gab es da wohl ein leichtes Übergewicht auf meiner Seite. 

Nachdenkenswert #48

,,Wer sich nicht von der Emotionalität dieser Meldung des Tages überwältigen ließ und nicht in die teilweise wüsten Beschimpfungen gegenüber Kevin-Prince Boateng am Montag einstimmte, fragt sich am Ende des Tages schon: Wenn wir trotz Euro-Krise, Griechenland oder der zum Bürgerkrieg ausufernden Lage in Thailand keine größere Sorgen haben als ein verletzter Fußballer-Knöchel, dann kann es uns in Deutschland ja so schlecht nicht gehen.“

  Thomas Lückerath, DWDL-Chefredakteur, in einem Kommentar

  auf DWDL.de 

Abstieg von Hansa Rostock und die Reaktionen

Es ist ein bitterer Gang für Hansa Rostock. Dem Abstieg aus der Bundesliga folgte jetzt der Rutsch vom 2. Unterhaus in die Niederungen der 3. Liga. Nun hat Hansa ja mit Abstiegen in der Vereinsgeschichte reichlich Erfahrungen gesammelt. Der Begriff Fahrstuhlmannschaft passte in der DDR perfekt zu Hansa Rostock. Von 1975 bis 1980 gab es 6 Ab- und Aufstiege in Serie.

Was sagt eigentlich Rostocks Oberbürgermeister zum Absturz? In der Ostsee-Zeitung sieht er die Dinge gar nicht so dramatisch:

,,Natürlich sei eine Bundesliga- Mannschaft ein tolles Aushängeschild für jede Stadt, bedauert auch Oberbürgermeister Roland Methling (UBR) den Abstieg. „Der FC Hansa hat in den vergangenen beiden Jahrzehnten maßgeblich dazu beigetragen, dass sich Rostock auch in Westdeutschland einen Namen gemacht hat.“ Die dritte Liga sei aber „imagemäßig kein Untergang“, tröstet der Rathauschef. Zumindest nicht für die Stadt — denn die könne sich auf viele andere Imageträger verlassen. „Aida-Schiffe, die Hanse Sail, die Universität Rostock und der Alte Strom“, zählt Methling auf.“

Wohltuend soviel Gelassenheit im Umgang mit den Tränen einer ganzen Region. Das Leben geht weiter. Auch in der 3. Liga. Das schöne an Abstiegen ist ja die Möglichkeit eines Aufstiegs mit den verbundenen Feierlichkeiten. Natürlich sieht das nicht jeder in der Stadt Rostock so gelassen. Der Sportminister Lorenz Caffier (CDU) wird in der Ostsee-Zeitung mit klaren Erwartungen an die Verantwortlichen von Hansa zitiert:

,,Ich erwarte von den Verantwortlichen eine klare Analyse der Fehler und Versäumnisse. Es darf nicht weiter rumexperimentiert werden.“

Es werden auch monetäre Mittel vom Politiker Caffier (CDU) in Aussicht gestellt. Hansa Rostock soll aktuell mit 9 Millionen Euro Schulden belastet sein. Ich lege mich hiermit fest: Die nächsten Jahre werden steinige Wegzeiten für den Fußballverein aus dem Norden.

Ein Freund von mir ist Rechtsanwalt in Saarbrücken. Er ist fußballbegeistert. Mein Ratgeber in Rechtsfragen hat seine Mannschaft noch in der Bundesliga im Stadion live erlebt. Es durfte sogar der Sohn von Franz Beckenbauer in der Mannschaft vom 1. FC Saarbrücken mitspielen.  In der Saison 1992/93 war das. Trainer Peter Neururer. Dann folgten schlimme und noch schlimmere Jahre. Sie gipfelten 2008 im Absturz in die Fünftklassigkeit. Danach gab es 2009 und 2010 jeweils Aufstiege. Nun spielt der 1. FC Saarbrücken, sehr zur Freude von meinem Freund, wieder in der 3. Liga. Dort trifft der Verein in der Saison 2010/2011 auf Hansa Rostock.