Über die letzten Weihnachten habe ich das Buch von Jeff Jarvis – Was würde Google tun? – gelesen. Das gedruckte Werk gilt vielen Zeitgenossen als die Internetbibel schlechthin. Der amerikanische Vordenker in Sachen Medien ist Dozent an der City University of New York Graduate Scholl of Journalism und einer der bekanntesten Blogger der USA. Jeff Jarvis verweist immer wieder gerne auf die Verlinkungen im Netz und spricht dabei gerne vom Google-Elixier. Ich bin ja pragmatisch veranlagt. Machen wir den Praxistest. Wie oft wurden denn in den letzten 30 Tagen meine angebotenen Links zum Schach-WM-Kampf zwischen Viswanathan Anand und Veselin Topalov auf sportinsider angenommen? Die WordPress Statistik sagt:
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Da möchte ich fast Großmeister und Verleger Jörg Hickl von der Schachwelt zurufen: Ich nehme auch eine zweijährige gratis Zusendung seiner Schachzeitung in Empfang. Meine Adresse ist im Impressum hinterlegt. Danke.
Wie sah denn eigentlich der Traffic meiner einzelnen Artikel während der Schach-WM aus?
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Jeff Jarvis würde vermutlich schmunzeln, da bewegt sich was. Das Google-Elixier wird mit Leben erfüllt. Kürzlich sprach er auch auf der re:publica in Berlin. Diese Woche druckte die Frankfurter Rundschau ein 2-seitiges Interview mit dem Medienexperten Jarvis ab.
,,Hier ist die ganze Geschichte, hieß es früher. Bullshit, es war nie die ganze Geschichte, konnte es auch gar nicht sein, schließlich entwickelt sich die Geschichte weiter, während die Zeitung gedruckt wird. Muss ich deswegen meinen Artikel hundertmal umschreiben? Nein. Im Blog kann man den Prozess verfolgen, in den Links stecken die Fußnoten und die Quellen.“
Jarvis führt selber mit Buzzmachine einen erfolgreichen Blog. Schwerpunkte sind Technologie und neue Medien. Natürlich sind seine Thesen auch oft provokant. Das veröffentlichen seiner Herzerkrankung oder die Schilderung der Inkontinenz und Impotenz nach der Prostata-Krebs Operation sind durchaus auch umstritten. Er wählt diese absolute Offenheit selbst und ist sich der sensiblen Problematik auch bewusst:
,,Meine Antwort ist: Ich muss vorsichtig sein, andere nicht in mein Glashaus zu bringen. Ich spreche also nicht über die Beziehungen zu meiner Frau oder meinen Kindern, das ist ihre Angelegenheit.“
Um nochmal kurz auf die Einleitung zu kommen, das Buch liest sich kurzweilig. Die 404 Seiten habe ich recht zügig über die Weihnachtsfeiertage gelesen. Okay, konsequent wäre es von Jarvis gewesen das Buch im Netz zu publizieren. Er konnte und wollte sich dem Geld des Verlages und all den Annehmlichkeiten nicht entziehen. Auch dies bekennt der Anhänger des Google-Elixier freimütig.