Deutschland mit Traumstart bei der Eishockey-WM

Gelsenkirchen, 07.05.2010.  Dieses Datum geht in die Geschichte der Eishockeyweltmeisterschaften ein. 77.803 Zuschauer bildeten die Kulisse für einen neuen Weltrekord. Die deutsche Crew gewann gegen die USA nach Verlängerung mit 2:1. Den Olympiazweiten bezwungen zu haben, vor der Weltrekordkulisse, ist ein bemerkenswerter Auftakt. Spektakulär. Überraschend. Torhüter Endras wuchs über sich hinaus. Ein klein wenig fühlte ich mich an Tretjak erinnert. Die Mannschaft zeigte eine geschlossene und einsatzstarke Leistung. Bundestrainer Uwe Krupp sagte einst:

,,Schulterklopfen ist nur 50 Zentimeter von einem Tritt in den Hintern entfernt, du bist immer nur so gut wie dein letztes Turnier.“

Nach dem Auftaktsieg vor den Augen von Bundespräsident Köhler (CDU) dürfte es ein paar mehr Schulterklopfer wie in Vancouver gegeben haben. Zeit Online hatte im Artikel Wen interessiert’s? geschrieben:

Eishockey? Ja, heute beginnt hierzulande die WM. Zwischen Olympia und Fußball-WM will ein unbeachteter Sport Massen begeistern. Aber wen reißt Eishockey noch vom Hocker?

Als ich 2003 meine Liebste erstmalig mit zum Eishockey Live in die Arena zum Spiel Nürnberger ICE Tigers gegen Eisbären Berlin nahm, meinte sie hinterher zu mir: ,,Es geht ja auf und ab. Viel schneller als Fußball“.

Die Zeit lag mit ihrer Prognose über den Spielausgang etwas daneben.

,,Es soll das meistbesuchte Eishockeyspiel aller Zeiten werden. Die Partie Deutschland gegen die USA gerät da schon fast zur Nebensache – zumal für die deutsche Mannschaft kaum zu gewinnen.“

Die Schweizer NZZ wirft unter dem Titel WM in Deutschland spektakulär eröffnet noch einen Blick auf eine spezielle Personalie:

,,Zu seinem ersten WM-Auftritt mit Deutschland kam Justin Krueger, der Sohn des ehemaligen und langjährigen Schweizer Nationaltrainers Ralph Krueger. Der 23-jährige Verteidiger, der im kanadischen College-Team Cornell Big Red spielt, erhielt von Trainer Uwe Krupp viel Eiszeit. Zusammen mit seinen Teamkollegen konnte er am Ende des Rekordspiels den perfekten Auftakt zur Heim-WM zelebrieren.“

Für die Fans wird es eine lange Nacht. Sie war sehnsüchtig erhofft wurden.

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Anand kann Topalov auch in der 10. Partie nicht besiegen

Die beiden Hauptakteure auf der Bühne von Sofia machen es spannend. Das 10. Match endete mit einem Remis nach 60 Zügen. Chesstigers merkt an:

,,Gegen Ende der Partie war es sogar Topalov, der das Remis anstreben musste und zum ersten Mal – oh Wunder – war keine dreimalige Stellungswiederholung nötig, man einigte sich, bevor der herbeieilende Schiedsrichter am Brett war, auf das Unentschieden! Beim darauf folgenden Handshake berührten sich die Hände der Kontrahenten zwar nur für den Bruchteil einer Nanosekunde, aber immerhin!“

May 03, 2010 - Sofia, Bulgaria - (100503) -- SOFIA, May 3, 2010 (Xinhua) -- World chess champion Viswanathan Anand (L) of India competes against Bulgarian chess grandmaster and former world chess champion Veselin Topalov during their seventh game of the FIDE World Chess Championship in Sofia, Bulgaria, May 3, 2010.. (Xinhua/Velko Angelov.

Freunde werden Anand und Topalov sicherlich nicht mehr in diesem Jahr, jedoch scheint mir dies bei weitem nicht vergleichbar zu sein mit dem Nicht-Verhältnis zwischen Karpow und Kortschnoi 1978 in Baguio. Das war schon sehr bizarr. Da gehen Topalov und Anand fast wie Kumpels miteinander um.

Im besagten Schach-WM-Kampf 1978 auf den Philippinen gab es einen gnadenlosen Nervenkrieg. Er hatte bleibende Spuren hinterlassen. Dies liest der neutrale Betrachter auch aus dem FAZ Interview mit Anatoli Karpow im September 2006:

,,Mit zwei anderen Schachlegenden, Garri Kasparow und Viktor Kortschnoi, haben Sie sich erbitterte Kämpfe geliefert. In Zürich trafen Sie kürzlich beide wieder. Sie teilten mit Kasparow den ersten Platz, Kortschnoi wurde Letzter. Wie reagierte er?

Nun, er ist mit 75 Jahren nicht mehr der Jüngste. Wenn er verliert, sucht er die Gründe selten bei sich, sondern meist beim Gegner. Ich könnte Ihnen viele Beispiele dafür nennen.“

So richtig Frieden hatte Karpow da mit Kortschnoi noch nicht gemacht. 28 Jahre nach dem Baguio Match.  Wer obige Ausfahrt zum Interview verpasst hat, hier geht es zum kompletten Interviewtext. Karpow nimmt Stellung zu den Dopingvorwürfen von Kortschnoi, bezeichnet Topalov im heutigen Schach als den Fighter schlechthin, spricht über seine Briefmarkensammlung und deren Verwahrung in Safes verschiedener Bankhäuser. Aufmerksame Leser wissen über die Symbiose von Fußball und Schach in meiner Kindheit und Jugend. Daher fand ich die Abschlußfrage von Dagobert Kohlmeyer an Anatoli Karpow und die offene Antwort sehr aufschlußreich:

,,Heute vertreiben Sie unter Ihrem Namen auch Schachspiele aus edlem Material, die 25.000 Dollar und mehr kosten. Wer kauft so etwas?

Es gibt genügend Interessenten. Bisweilen verschenke ich sie an berühmte Leute. In Buenos Aires war ich zu Diego Maradonas Talk- Show im dortigen Fernsehen eingeladen. Ich überreichte dem Fußballgott, der kein starker Schachspieler ist, ein wertvolles Spiel aus Elfenbein. Aber es wurde noch während der Sendung aus dem Studio gestohlen!“

Diego Maradona ist für eine Schlagzeile auch immer gut. So jetzt nochmals ein Schwenk auf das 10. Match zwischen Viswanathan Anand und Topalov. Chessbase schreibt zur gewählten Grünfeld-Verteidigung vom amtierenden Weltmeister:

,,Damit hatte Anand in der ersten Partie zwar böse Schiffbruch erlitten, aber nachdem er in der Slawischen Verteidigung zuletzt mehr und mehr unter Druck geraten war und in der 8. Partie nach langer Verteidigung in Remisstellung mit einem schlimmen Fehler verlor, kam er nun darauf zurück.“

Am Sonnabend wird in Sofia kein Schach gespielt. Offizieller Ruhetag. Zeit die Kräfte, insbesondere die Konzentration, nochmals zu bündeln. Topalov ist in seinem Sofioter Wohnzimmer nicht in der ungünstigsten psychologischen Ausgangssituation. Vor dem Wettkampf hat der 35-Jährige bulgarische Herausforderer mehrfach auf den 5-Jahres Unterschied zwischen ihm und Anand (40) hingewiesen. Ich hielt das für übertrieben und ein wenig auch für ein Psychospielchen. Anand hat in 11. Partie am Sonntag weiß und wird einen Big-Point setzen wollen. Wird Topalov gegenhalten?

Es bleibt sehr spannend.

10. Partie Anand-Topalov Live

Der Rauch ist verdampft. Es war eine intensive 9. Partie. Matchstand in Sofia 4,5 : 4,5. Wer alle bisherigen Partien in einer Übersicht haben möchte, findet hier bei wikipedia die komplette Notation. Am heutigen Freitag geht es in die 10. Runde. Der bulgarische Herausforderer beginnt mit den weißen Figuren. Ab 14.00 Uhr ist das Büffet der Live-Berichterstattung geöffnet.

Salzburger Schach

© Marco Barnebeck: Pixelio

Die symphatische und charismatische Schachspielerin Susan Polgar ist auch bei der 10. Partie wieder live dabei. In puncto Besucherzahlen braucht sie sich hinter niemanden zu verstecken. Für die ersten neun Partien gibt Susan Polgar auf ihrer Website folgende Zahlen bekannt:

31,236 people joined us right here for game 1 LIVE commentary.
42,198 people joined us right here for game 2 LIVE commentary.
44,512 people joined us right here for game 3 LIVE commentary.
51,939 people joined us right here for game 4 LIVE commentary.
63,059 people joined us right here for game 5 LIVE commentary.
63,304 people joined us right here for game 6 LIVE commentary.
92,569 people joined us right here for game 7 LIVE commentary.
92,881 people joined us right here for game 8 LIVE commentary.
132,097 people joined us right here for game 9 LIVE commentary.

Meinen Respekt und mein Kompliment. Susan Polgar gibt auch die Nationalitäten der Besucherströme bekannt. Auf den ersten 5 Plätzen sieht es so aus:

22,00 % Indien

13,00 % USA

 8,00 % Frankreich

 8,00 % Großbritannien

 8,00 % Deutschland

Meine Besucherzahlen sind nicht ganz so fulminant. Mir fehlt unter anderen die indische Komponente. Ich bin jedoch auch sehr zufrieden.

Was macht die Schachwelt am heutigen 10. Partietag des  WM-Kampfs Anand-Topalov? Selbstverständlich ist sie heute auch wieder live mit von der Partie.

Am Büffet der Live-Berichterstattung finden wir einen alten Bekannten. Die offizielle WM-Website Anand-Topalov ist heute auch  live dabei, und wird am heutigen Freitag sicherlich auch wieder zahlreiche Schachfreunde aus aller Welt mit Live-Schachkost beköstigen.

Chessdom, Sponsorpartner des WM-Schach-Kampfs, ist heute auch wieder live  dabei. Es gilt die freie Auswahl am Schachbüffet.

Kleine Leseempfehlung bis zum Beginn des Schach-WM-Kampfs um 14.00 Uhr:

Remis nach fantastischem Kampf

Nur die Topleute verdienen viel Geld

Hat Anand den Bogen überspannt?

Topalow wird Weltmeister! Nein, Anand! Nein, Topalow…

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