Nachdenkenswert #42

„Bayern ist schon in Madrid. Gegen diese Bayern wird es für jeden hart. Olic zerstört das kleine Lyon. Robben geht mal leer aus, dafür spielt der Stürmer aus Kroatien wie entfesselt. Von der ersten Minute an spielten nur die Bayern. Van Gaal hat wieder einmal eine technische und taktische Lektion erteilt. Olic muss ein paar Lungen extra haben.“

        La Gazzetta dello Sport zum Triumph von Bayern in Lyon

Anand powert Topalov in der 4. Partie weg

Der Tiger von Madras hat seine Zähne gezeigt. Er fegt Topalov förmlich vom Brett und kommt seiner ursprünglichen Favoritenrolle wieder nach. Ein grandioser Sieg. Anand ist in Form. Die Anreisestrapazen sind endgültig aus den Klamotten geschüttelt. Es steht 2,5 : 1,5 für den amtierenden Schachweltmeister Viswanathan Anand. Diese 4. Partie hat für die Crew um Aruna Anand und Hans-Walter Schmitt richtig viel Spaß gebracht. Quo vadis Veselin Topalov? Guter Rat ist jetzt gefragt.

Topalov wird jetzt tief durchatmen. Der psychologische Vorteil des 1:0 von der Auftaktpartie am Sonnabend war so schnell weg, wie ein Eis am Stiel in der Frühlingssonne schmilzt. Von den angesetzten 12 Partien sind jetzt ein Drittel bereits gespielt. Noch ist nichts verloren. Doch eine weitere Niederlage wäre im jetztigen Turnierstadium verbunden mit einem 2 Punkte Rückstand. Da fällt mir doch glatt das Interview von Hans-Walter Schmitt auf chessbase ein. Der treue Anand Wegbegleiter, Schachorganisator und Betreuer sagte vor dem Sofia Schach-WM Kampf:  

 ,,Es gibt keine Garantien für einen Sieg. Jeder der Protagonisten hat sich sicher sehr gut vorbereitet, wird sicher versuchen in die bestmögliche Form bis zum 23. April zu kommen und dann wird die Sache am Schachtisch im Military Club Sofia geklärt. Meiner Ansicht nach ist der Ausgang völlig offen, aber ich bin sicher, dass Vishy alles daran setzen wird, die Bonner Geschichtsschreibung zu wiederholen. Mit einer Matchscore von -2 gegen Vladimir Kramnik in langsamen Partien ist er angereist und mit dem Ausgleich derselben ist er später abgereist.“

Hier gibt es die 4. Partie zum Nachspielen. Den Stand des Matchs und die weiteren Turnierdaten gibt es hier.

4. Partie Anand-Topalov Live

Die 4. WM-Schachpartie zwischen Anand und Topalov hat begonnen. Das Büffet der Live-Berichterstattung ist eröffnet. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Der Möglichkeiten gibt es viele. 

Die offizielle Website Anand-Topalov ist live dabei, genau wie die gestern bereits empfohlene Live-Berichterstattung von Chessdom. Wer es gerne in deutscher Sprache mag ist auch bei der Schachwelt gut aufgehoben. Dort zeichnet der IM Ilja Schneider für die kompetente Kommentierung im WM Chat verantwortlich. Susan Polgar powert auch auf ihrer Homepage live.

Turm in der Schlacht

 © Michael Alber: Pixelio

Schach-WM-Kampf Anand-Topalov mit Zwischentönen

Da sage noch einer Topalov spielt nicht Remis. In der 3. Partie war es soweit. Der bulgarische Herausforderer und der indische Weltmeister trennten sich mit einer Punkteteilung. Anand spielt jetzt in der 4. Schachpartie in Sofia mit Weiß. Michael Müller berichtet im Neues Deutschland von Zwischentönen abseits der 64 Schachfelder. Es geht um Geld und den Livestream.

,,Millionen Schachfreunde in aller Welt verfolgten auch die gestrige Partie wieder live auf den einschlägigen Internetseiten, wie zum Beispiel www.anand-topalov.com. Mit der weltgrößten Seite chessbase.com liegen die hiesigen Organisatoren scharf über Kreuz. Sie übernehme laut Topalows Manager Silwio Danailow unrechtmäßig den Livestream.“

Der umtriebige und gut vernetzte Danailow wird im ND Artikel so zitiert:

»Die entsprechenden Rechte kosten bei uns 30 000 Euro. Wir haben über unseren Berliner Anwalt einen Brief an die Hamburger Firma mit einer Abmahnung schicken lassen.«

So mancher Aspekt erinnert mich immer auch ein wenig an das Schachmatch des Jahrhunderts. Dort ging es auch permanent um Geld und andere Zwischentöne. Bobby Fischer deckte Oberschiedsrichter Lothar Schmid mit zahlreichen Protestbriefen ein. Er mochte zum Beispiel die Kameras nicht.  Zwischenzeitliche Forderungen des Schachgenies Fischers ,,Die Kameras oder ich!“  sorgten für Irritierungen bei Chester Fox. Der Filmproduzent hatte die gesamten Filmrechte am Jahrhundertkampf Fischer-Spasskij in Reykjavik gekauft. Bobby Fischer sorgte für eine Abschaltung der Fernsehkameras. Unglaublich. Ihn störten Kameras einfach. Fox hatte gehofft, den kompletten Schachkampf filmen zu können. Daraus wurde nichts.

Zeit Online  bringt einen Rückblick auf die 3. Partie und beleuchtet auch die Zuschauersituation vor Ort in Sofia.

,,Das Publikum war zu allem bereit. Es war nur nicht da. Nur drei Dutzend zahlende Zuschauer am Dienstag in Sofias Militärklub, in dem seit Sonnabend die Schachweltmeisterschaft ausgespielt wird. Auf der Bühne geht es um zwei Millionen Euro, im Saal um fünf. Denn soviel kostet umgerechnet eine Eintrittskarte.“

Zur geringen Kulisse im Saal hat Silvio Danailow eine bemerkenswerte Erklärung parat.

,,Wir sind Slawen. Wir sitzen nicht zwei, drei Stunden herum. Wir gehen raus in die Gärten, das Wetter ist schön.“

Danailow ist nicht auf den Mund gefallen. Veselin Topalov vertraut ihm.