Hinz: Grüß Dich Kunz. Heute sind wir ja richtig pünktlich mit unseren monatlichen Rückblick. Der Sportmonat Januar hatte es in sich. Er war gespickt mit sportlichen Höhepunkten und Begleiterscheinungen.
Kunz: Hallo Hinz. Das ist ja das schöne daran, dass wir uns niemanden anbiedern müssen. Wenn wir unseren Rückblick erst in 4 Tagen machen würden, wär es auch okay. Oder stehst Du unter Zeitdruck? Herr Ober, bitte zwei Pepsi Cola.
Hinz: Wieso bestellst Du die andere Cola. Coca Cola ist doch sonst Deine Marke.
Kunz: Nun, Pepsi Cola verfolgt 2010 eine sogenannte Nachhaltigkeitskampagne. Sie verzichten dieses Jahr auf den Super Bowl. 2009 waren die Pepsi Leute noch einer der größten Sponsoren des Super Bowls. Es wurden TV-Spots in 3-D geschaltet. Der diesjährige Verzicht auf Werbung soll der Nachhaltigkeitskampagne zugute kommen. Fachleute sprechen von CSR Kampagne. Das Motto lautet: ,,The Refresh Project“.
Organisatoren von Nachhaltigkeitsprojekten können sich unter www.refresheverything.com bewerben. Die Internetnutzer stimmen über die förderungswürdigsten Initiativen ab, Pepsi Cola gibt dann das Geld für die Investition.
Hinz: Klingt spannend. Ja, ich trinke heute auch eine Pepsi Cola.
Kunz: Ich hab ja schon bestellt. Ach, dort kommt unsere Cola ja schon. Der Kellner ist auf zack.
Hinz: Wie hoch ist denn das Budget für die Marketingaktion?
Kunz: 20 Millionen US-Dollar.
Hinz: Wir sind etwas vom Thema – Rückblick auf den Sportmonat Januar – abgekommen. Lieber Kunz, wollen wir den Faden aufnehmen?
Kunz: Sehr gerne. Der gestrige 31. Januar war ja nochmals ein richtig voller Sporttag. Ägypten gewinnt im Fußball den Africa-Cup. Handballgroßmacht Frankreich holt sich gegen Kroatien das Triple. Roger Federer gewinnt seinen 16. Grand Slam Titel. Dopingfahnder und Molekularbiologe Werner Franke, Verkünder der unbequemen Wahrheit, feierte am 31. Januar seinen 70. Geburtstag. Leverkusen schnuppert weiterhin Höhenluft in der Bundesliga. Im Schach gewinnt Magnus Carlsen das Corus Turnier in Wijk aan Zee mit 8,5 aus 13.
Hinz: Wollen wir etwas chronologisch vorgehen? Der Monat Januar begann ja mit einer beeindruckenden Leistungsschau der österreichischen Skispringer.
Kunz: Gar keine Frage, die Österreicher haben die Vierschanzentournee dominiert. Andreas Kofler war ein würdiger Sieger. Unter den ersten 8 der Gesamtwertung platzierten sich 5 Österreicher. Diese Breite in der Spitze ist beeindruckend und spricht für die gute kontinuierliche Arbeit im Nachbarland. Deutschland sprang hinterher. Gut, mit Pascal Bodmer hat es einer in die Top 10 gebracht. Doch es steht ein langer Weg bevor. Bemerkenswert war bei der Vierschanzentournee auch das Comeback vom Finnen Ahonen.
Hinz: Eigentlich heißt die Tour ja Jack Wolfskin Vierschanzentournee. So richtig eingebürgert hat sich der Name noch nicht.
Kunz: Das Problem kennen ja die Nürnberger. Welcher Fußballfan sagt schon zu seiner Liebsten: Am Sonnabend gehe ich mit den Kumpels ins easy-credit Stadion. Du kannst nicht einfach von oben einen Namen vorgeben und dann hoffen dass er sofort in den Sprachgebrauch eingeht. Vierschanzentournee ist ja an sich auch schon ein langer Name. Dann noch Jack Wolfskin davor. Auch in den TV-Zeitungen ist das Programm oft nur mit Vierschanzentournee ausgezeichnet gewesen. Sportnachrichten begannen mit Vierschanzentournee.
Hinz: Der Januar war auch der Monat der Tragödie beim Africa-Cup in Angola. Der brutale Überfall auf den Bus der Nationalmannschaft von Togo forderte Todesopfer.
Kunz: Da stockt einem der Atem. Der erste Impuls ist eigentlich: Das Turnier muss ausfallen. Die Nationalmannschaft von Togo ist ja nach dem Terrorangriff in die Heimat wieder zurück, auf Anordnung ihrer Regierung. Die Unerbittlichkeit der Sportfunktionäre zeigt sich in der Sperre für Togo. Der afrikanische Fußballverband verfügte eine Sperre für die nächsten zwei Turniere des Africa-Cup. Der Ausschluss Togos durch den CAF ist einer der größten Skandale in der Geschichte der Sportpolitik.
Hinz: Im Januar gab es auch die Rallye Dakar, zum 2. Mal in Südamerika. Kritische Stimmen reden eher von einer PR Show als einem Sportereignis.
Kunz: Die Rallye Dakar polarisiert. Man mag sie oder lehnt sie ab. Dazwischen ist kaum Spielraum. Die Fans in Argentinien und Chile sind begeistert vom Spektakel. Unterwegs wird fallweise ja tatsächlich aus dem Fass getankt. Carlos Sanz fuhr den Sieg für VW ein. Kris Nissen, Motorsportdirektor von VW hat ja folgende prägnanten Worte über die Erwartungshaltung vom Markenvorstand geäußert: ,,Dr. Ulrich Hackenberg hat gesagt, wenn wir nicht gewinnen, muss ich mir einen neuen Job suchen.“ Nochmal Glück gehabt.
Hinz: Kunz, lass uns zum Handball kommen. Die EM in Österreich. Deutschland landet am Ende hinter dem Gastgeber. Als die entscheidenden Spiele begannen waren die Männer von Heiner Brand schon aus dem Turnier. Eine Enttäuschung für Dich?
Kunz: Heiner Brand hat ja über viele Jahre bereits den Finger gehoben und auf strukturelle Probleme in der Liga hingewiesen. Kiel stellte einen einzigen Nationalspieler. Das sagt bereits fast alles. Die Schlüsselpositionen in den Handballvereinen haben fast durchweg ausländische Spitzenkräfte inne. Der WM Titel 2007 war einmalig. Da kommt Deutschland nicht so schnell wieder hin. Bereits bei den Spielen in Peking ging nicht viel.
Hinz: Andererseits hat Brand auch eine sehr junge Truppe am Start gehabt.
Kunz: Hinz, Du bist aufmerksam. Die Mannschaft kann und wird sich weiterentwickeln. Doch momentan sind uns ja bereits Mannschaften wie Island oder Polen um einiges voraus.
Hinz: Noch ein Wort zu Claudia Pechstein.
Kunz: Mein Stammtisch sagte neulich: Das Thema ist eigentlich durch. Meine Meinung kennst Du ja. Ich bin weder Mediziner noch Jurist. Selbst die beiden genannten Berufsgruppen haben ja gegenteilige Meinungen. In der Vielfalt der Stimmen ist es schwer ein klares Urteil abzugeben. Das Thema ist sehr komplex und mit einer news-Zeile auch nicht abzuarbeiten. Wer sich einen tieferen Überblick verschaffen will, benötigt auch sehr viel Zeit.
Hinz: Ägypten gewinnt den Africa-Cup. Sportlich verdient?
Kunz: Dank Eurosport konnte jeder einen ganz guten Einblick in die Spielweisen der Mannschaften bekommen. Ägypten war ein verdienter Sieger. Sie hatten auch den besten Torwart. Das ist ja eines der vielen sonstigen Probleme im afrikanischen Fußball. Als einst Roger Milla nach Torerfolgen für Kamerun seine Tänze an den Eckballfahnen in den WM-Stadien zelebrierte, gab es Stimmen, die Afrikas Fußball eine goldene Zukunft prognostizierten. Davon sind sie momentan sehr weit entfernt. Aber das ist ein sehr komplexes Thema. Da müssten wir auch politische Betrachtungen anstellen und unseren Geschichtslehrer aktivieren.
Hinz: Im Schach ist Magnus Carlsen in aller Munde. Der 19-Jährige Norweger gewinnt auch das Traditionsturnier in Wijk aan Zee.
Kunz: Das Turnier muss auch ein Carlsen erst einmal gewinnen. Es blieb ja bis zur letzten Partie spannend. Mit einem bedeutenden Turniersieg ins Jahr zu gehen ist natürlich ein psychologischer Vorteil. Mit Kramnik, Shirov und Anand distanzierte er keine Laufkundschaft. Im nächsten Jahr darf die Schachwelt sich auf Anish Giri freuen. Er gewann das B-Turnier und darf 2011 im A-Turnier starten. Aus deutscher Sicht ist der 2. Platz Arkadij Naiditsch hinter Giri zu erwähnen.
Hinz: Zum Abschluss unserer Plauderstunde noch ein Wort zu Roger Federer? Sieg bei den Australian Open. Ca. 1.3 Millionen Euro Preisgeld.
Kunz: Der Schweizer Tennischampion sprach von verbesserter Beinarbeit. Unglaublich seine Perfektion und seine stete Verbesserung daran. 16. Grand- Slam Titel. Herzlichen Glückwunsch. Hinz jetzt ist es Zeit für ein Machtwort. Hier kommt es deutlich: Ja, Roger Federer ist der beste Tennisspieler der Geschichte. Wir wollen jedoch auch nicht die Damen vergessen. Serena Williams gewann gegen Justine Henin ihre 5. Australian Open. Respekt! Auch hier einen herzlichen Glückwunsch.
Noch ein Wort zum Geld. Laut Turnierdirektor Craig Tiley spülen die Australian Open 144 Millionen Euro an Einnahmen in die Taschen der einheimischen Wirtschaft. Das relativiert die Preisgelder für die Sieger. Auch Serena Williams bekommt die selbe Summe wie Roger Federer. Von dieser Art Gleichberechtigung können die deutschen Frauen im Fußball momentan nur träumen.
Hinz, ich bezahle die zwei Cola.