Hinz: Hallo Kunz, in der Bundesliga rollt ab dem 15. Januar wieder der Ball. Die Winterpause war kurz. Die Gerüchteküche brodelte wie jedes Jahr. Fans scharren schon mit den Füßen. Fangen wir beim Tabellenende an. Erlebt die Bundesliga nächstes Jahr eine Saison ohne einen Verein aus der Hauptstadt?
Kunz: Grüß Dich Hinz. Ja die Hertha hängt durch wie eine Hängematte. Lass mich genau hinschauen. 6 Punkte. Mager. Sehr mager. In der Hauptstadt gibt es ja mit ALBA Berlin und den Eisbären zwei sehr erfolgreiche Vereine. Hertha hatte ja bereits vor der Zeit von Dieter Hoeneß eine lange Zeit fernab der Bundesliga hinter sich. Der Personaladerlass der letzten Monate erinnerte fast an die Situation der SPD. Erst Hoeneß weg. Dann gehen Simunic, Woronin und Pantelic. Später der Trainer Favre. Danach die spektakuläre Pressekonferenz des Schweizers. Unglaublich das Hertha BSC in der Rückrunde der letzten Saison zeitweise Spitzenreiter war und wie der kommende Meister gehandelt und gefeiert und beschrieben worden ist. Funkel ist jedoch sehr nervenstark. Ihn bringt so leicht nichts aus der Ruhe. Abstiegserfahrung hat er genug gesammelt. Mit einer starken Rückrunde…
Hinz: Wie siehst Du die Dinge beim Club aus Nürnberg?
Kunz: Vor Weihnachten kam es zur Entlassung von Trainer Oenning. Jetzt soll es Hecking richten. 32 Gegentore sind entschieden zuviel. Mit Breno und Ottl hat der Club zwei Bayern Spieler ausgeliehen. Raphael Schäfer wird nach Ablauf seiner Sperre auch wieder zwischen den Pfosten stehen. Es wird sicher eng bis zum Schluss. Jedoch sollte es auf der Wöhrder Wiese wie im vergangenen Jahr beim Aufstieg für die Fans wieder Grund zum Jubeln geben. Kluge sein Weggang zu Schalke ist okay. Reisende soll man nicht aufhalten. Laut Manager Bader war er schon gedanklich sehr weit in Gelsenkirchen. Da macht es auch aus wirtschaftlicher Sicht für den 1. FC Nürnberg Sinn die 1,5 Millionen Euro für Kluge mitzunehmen.
Hinz: Der Vfl Bochum steht momentan auf einem Relegationsplatz.
Kunz: Kann auch die Position am 34. Spieltag sein. Heiko Herrlich wird sicherlich in das Traineramt hineinwachsen. Bochum kennt ja im Gegensatz zu Hertha BSC oder Stuttgart den Abstiegskampf. Die können kratzen und beißen. In den möglichen Relegationsspielen wird sich Bochum nicht so kampflos dem Zweitligisten hingeben wie im vergangenen Jahr Energie Cottbus. Das muss eigentlich heute noch in der Lausitz den Fans weh tun. Unglaublich. Die Cottbuser Truppe hat eigentlich den moralischen Anspruch auf die Bundesliga für die nächsten 50 Jahre verspielt.
Hinz: Du sprachst schon Stuttgart an. Auch dort weht der Wind des Abstiegsgespenst dem Verein entgegen. Babbel musste den Platz frei geben.
Kunz: Ja, nach seiner Demission legte der Schweizer Gross einen guten Start hin. Hinter Babbel können sich die Spieler nicht mehr verstecken. Gross hat in der Schweiz über Jahre gute Arbeit geleistet. Er ist schon ein Typ. Mit Babbel haben die Stuttgarter im vergangenen Jahr Erfolg gehabt. In der Hinrunde lief dann fast nichts zusammen. Jetzt scheinen die Spieler den ernst der Lage begriffen zu haben. Die Schwaben werden mit dem Abstieg definitiv nichts zu tun haben. Wäre ja auch kein schöner Abgang für den Torwart Lehmann. In der Perspektive will Gross um Titel spielen.
Hinz: Hannover 96 stand lange unter Schock. Der Tod von Robert Enke ging nicht spurlos am Verein vorbei.
Kunze: Die Winterpause war vielleicht für die Hannoveraner am nötigsten. Robert Enke war ein exzellenter Torwart. Hannover wünscht man den Klassenerhalt. Der Kader ist normalerweise bundesligatauglich. Präsident Martin Kind und die Mannschaft haben 17 Spiele Zeit die Klasse zu behaupten.
Hinz: Wollen wir die in der Tabelle vor Hannover 96 liegenden Freiburger, den 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach im Paket betrachten?
Kunz: Drängt bei Dir die Zeit? Aber ich kann Dir ja fast keinen Wunsch abschlagen. Also, der SC Freiburg kann noch Probleme bekommen. So richtig kratzen und beißen ist nicht ihr Ding. Dem Coach Robin Dutt ist natürlich ein Klassenerhalt zu wünschen. Ich halte ihn für einen sehr begabten Trainer. Der 1. FC Köln gewann vor der Winterpause das wichtige Duell gegen die Nürnberger mit 3:0. Sonst wäre es für Soldo auch eng geworden. Was ist mit Podolski seiner Treffsicherheit? Vielleicht sollten die Rheinländer eine Ausnahmereglung bei der DFL beantragen und ihren Stürmer im Nationaltrikot auflaufen lassen. Da ist seine Trefferquote wesentlich besser. Die Elf von Borussia Mönchengladbach hat bereits 21 Punkte gesammelt. Das schaut mit dem Klassenerhalt gut aus. Für das ranspringen an obere Tabellenplätze ist es sicher noch zu früh in dieser Saison.
Hinz: Eintracht Frankfurt, Mainz 05 und der amtierende Meister Vfl Wolfsburg haben jeder 24 Punkte. Wo geht die Reise für die drei hin?
Kunz: Eintracht ist irgendwie eine graue Maus. Die Ansprüche sind in der Bankenmetropole eigentlich andere. Natürlich ist der Kader nicht mit Qualität übersät. Ich habe natürlich auch das desolate und kampflose „Spiel“ im DFB Pokal gegen Bayern München vor Augen. Das darf eigentlich nicht passieren. Mainz 05 hat angenehm überrascht. Vor der Saison den Aufstiegstrainer entlassen und mit Tuchel einen Mann aus den eigenen Reihen das Trainermandat übertragen. Die Truppe machte Spaß. Doch die Rückrunde kann ein stärkeres Stück Arbeit werden. Wichtig wird der Start der Karnevalisten werden. Bliebe aus dem 24 Punkte Trio noch der Meister. Voriges Jahr gab es ja diese sagenhafte Rückrunde. Wird sich diese Saison nicht wiederholen. Armin Veh hat mit Dieter Hoeneß einen starken Mann zur Seite oder vor die Brust gestellt bekommen. Reibungspunkte sind nicht ausgeschlossen. Grafite ist meilenweit von seiner Form entfernt. Einige andere Spieler auch. Das Team wirkt auch nicht so gefestigt wie unter Felix Magath.
Hinz: Kommen wir zum Tabellensiebten Hoffenheim.
Kunz: Ach, Hinz. Das heißt TSG 1899 Hoffenheim. Soviel Zeit muss sein. Die Mannschaft war vor 3 Jahren noch in der Regionalliga. Durch die sensationelle Hinrunde im ersten Bundesligajahr sind die Ansprüche gestiegen. Ralf Rangnick stand zuletzt nicht zur Verfügung. Er kümmerte sich um seinen kranken Vater. Wenn man das neue Trainingszentrum sieht und die Kaderpolitik der letzten 12 Monate incl. Hildebrandt Transfer im Dezember 2008 sollte die Prognose irgendwann auf einen internationalen Startplatz hinauslaufen. Erfolg kommt ja nie zu früh. Doch für dieses Jahr wird es sehr schwer werden in die obige Phalanx hinein zu stoßen.
Hinz: Werder Bremen hat einen guten Kader. Ist Platz 6 da nicht zu wenig?
Kunz: Ja, die Werderaner sind ja immer auf dem Teppich geblieben. Schaaf und Allofs sei Dank. Sie werden angreifen. Wiese ist enorm ehrgeizig. Frings wird frei von Nationalmannschaftseinsätzen bleiben. Spieler mit der Qualität von Özil hat die Bundesliga nicht viele. 3 Punkte Rückstand auf den Nordnachbarn HSV ist nicht so riesig. Am Ende kann mehr wie der jetzige 6. Platz erreicht werden. Alles andere wäre auch eine Enttäuschung.
Hinz: Borussia Dortmund hat die meisten Zuschauer. Einen emotionalen Trainer und Platz 5 inne. Spielt Borussia nächstes Jahr international?
Kunz: Jürgen Klopp ist ein Typ. Das Stadion und die Kulisse im Stadion sind imposant. Die Rückrunde wird der Härtetest. Im letzten Jahr hat es ja nicht ganz gereicht. Dieses Jahr wird es auch wieder bis zum letzten Spieltag bei Borussia Dortmund um die internationale Wurst gehen.
Hinz: Der Hamburger SV stand letzte Saison mit leeren Händen da. Jetzt ist der Traditionsverein 4 Punkte hinter dem Herbstmeister Leverkusen. Sind Meisterschaftsträume erlaubt?
Kunz: Sicherlich ist träumen erlaubt. Am Ende zählen jedoch die Punkte. Sie haben ja ein paar Typen. Frank Rost. Unglaublich starker Charakter. Er ist immer heiß. Coach Labbadia auch. Er will immer gewinnen. Greuther Fürh Präsident Hack schwärmte erst kürzlich in einem Interview für die Fürther Nachrichten vom Feuer von Bruno Labbadia. Doch um Deine Frage klar zu beantworten: Der HSV wird nicht der Deutsche Meister 2010 sein.
Hinz: Bayern München ist 51 Spieltage ohne Tabellenplatz 1. Zur Zeit beträgt der Abstand auf Leverkusen ganze zwei Punkte.
Kunz: Das Du immer wieder mit dem Statistikkram anfangen musst. Am Ende der Saison interessiert das keinen. Der Meister 2010 wird Bayern München sein. Louis van Gaal lässt sich das nicht nehmen. Trotz des Theaters um Ribery. Es ist ja der gefühlte 245. Abgang zu Real Madrid. Franck, es nervt. Andererseits haben die Münchner auch ihren Kader ausgedünnt. Nachbarschaftshilfe für den Club. Breno und Ottl werden sie in Franken bei Nichtabstieg ein kleines Denkmal bauen, Toni wird in Rom wieder glücklich. Das passt schon. Mit diesem Kader musst Du Meister werden. Ich lege mich hiermit fest. Die Schale geht an die Säbener Straße.
Hinz: Da hat Felix Magath was dagegen. Er hat Schalke in der Winterpause weiter aufgerüstet. Die Region dürstet nach dem Titel.
Kunz: Hinz, wenn es nach dem Durst nach der Meisterschale ginge, müsste Schalke Serienmeister sein. Natürlich haben sie 2001 und 2007 die Sache versemmelt. Unglaublich. Magath ist natürlich zur Zeit der beste deutsche Trainer in der Liga. Er wird nächstes Jahr in der Champions-League spielen. Zum Titel reicht es nicht.
Hinz: Bliebe noch der Herbstmeister Bayer Leverkusen.
Kunz: Sie sicherten sich den „Titel“ ja bei Winterskälte. Jupp Heynckes hat dort einen riesigen Job gemacht. Ich mag auch Rudi Völler. Sie werden nicht so weit abrutschen wie im vergangenen Jahr die Hoffenheimer. Die Punktausbeute der Hinrunde werden sie jedoch nicht erreichen. Hinz, wir sind durch. Ich freue mich auf unsere nächste Plauderstunde.