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Der Pressesprecher des FC Würzburger Kickers , Peter Neuberger, gab auf der Vereinsinternen Webseite unter anderen folgendes bekannt:
,,Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Bochum besteht konkreter Verdacht, dass allein in Deutschland vier Spiele der 2. Bundesliga, drei Spiele der 3. Liga und 18 Partien der Regionalligen, fünf Spiele der Oberligen sowie zwei U19-Begegnungen manipuliert wurden. Der Bayerische Fußballverband geht derzeit nicht davon aus, dass bayerische Spiele betroffen sind.“
Ein Haftbefehl ist in der vergangenen Woche gegen einen Würzburger Spieler erlassen worden.
,,Der umgehend suspendierte Spieler war bereits in einem früheren Wettskandal verwickelt. Der Spieler hatte damals auf Bitten eines asiatischen Wettbetrügers einen anderen Spieler gebeten, bewusst schlecht zu spielen, was dieser aber ablehnte und war dafür zu einer Geldstrafe von 8.400 EUR verurteilt worden. Dieser Teil seiner Vergangenheit wurde bei seiner Verpflichtung offen diskutiert, mit dem Ergebnis ihm als Fußballer eine zweite Chance zu geben.“
Wettskandal im Fußball. So richtig überraschend ist dies nicht. Nur naive Gemüter konnten nach dem Fall Robert Hoyzer von einem sauberen Sport in der Königsdisziplin ausgehen. Im Fußball ist sehr viel Geld im Spiel. Summen von 300.000 EURO pro Monat für etliche Spieler in der obersten deutschen Spielklasse oder ein Blick in den Fuhrpark der Spieler von Bayern München beweisen es.
Im Fußball geht es um sehr viel Geld. Das zieht Interessierte aller Coleur an. Als kürzlich das Länderspiel gegen Chile abgesagt wurde, war die Rede von 5 Millionen Euro entgangener Einnahmen für den DFB. Der Absteiger aus der 2. Bundesliga Vfl Osnabrück ging immerhin mit 6,7 Millionen Euro Etat in die Saison 2009/10 der 3. Liga. Autogrammstunden von ehemaligen Fußballnationalspielern liegen in einer Spannbreite von 2.500 – 10.000 Euro.
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Kurz noch die Zahlen von Cristiano Ronaldo. Sein Jahressalär im Vertrag mit Real Madrid Club de Futbol beläuft sich auf 9,5 Millionen Euro. Reals Präsident Florentino Perez erwirkte für seine atemberaubende Einkaufstour im Sommer bei zwei Großbanken Kredite von 153 Euro. Der Wettanbieter bwin verlängerte im September den Vertrag im Trikotsponsoring bis 2013 mit den Königlichen. Im Klartext heißt das: 92 Millionen Euro in vier Jahren für den Schriftzug des östereichischen Wettanbieters auf der Brust der Madrilenen.
Sportdirektor Martin Bader vom 1. FC Nürnberg äußerte sich im Zuge der schlechten Nachrichten der letzten Tage im Sonntagsblitz besorgt über die Zukunft des Fußballs.
,,Wenn sich die Vorwürfe erhärten, ist das für den Fußball eine Katastrophe. Es macht den Sport kaputt. Der Glaube muss aufrechterhalten werden, dass es auf dem Platz ehrlich zugeht und dass die Ergebnisse ehrlich erzielt werden, denn ansonsten versinkt dieser Sport irgendwann in der Bedeutungslosigkeit.“
Das Wettgeschäft ist natürlich ein riesiger Markt an Möglichkeiten viel Geld in extrem kurzer Zeit zu machen. Da kommen natürlich auch richtig gut organisierte Wettpaten ans Büffet der großen Geldscheine. Münzgeld oder kleine fünfstellige Summen sind dort nicht das Objekt der Begierde. Die Profis drehen am großen Rad.
Rückblick. Am 30. Januar 2005 führte Michael Ashelm in der FAZ im Zuge des damaligen Wettskandals ein Interview mit dem Leiter der Anti-Korruptionsabteilung in der Frankfurter Staatsanwaltschaft, Wolfgang Schaupensteiner.
,,Als Leiter der Anti-Korruptions-Abteilung der Frankfurter Staatsanwaltschaft kennen Sie die dunkle Seite der menschlichen Natur. Den deutschen Fußball belastet gerade ein Skandal. Überraschen Sie die immer neuen Vermutungen in diesem Milliardenspiel?“
,,Nein. Ich sage immer leicht überspitzt: Der Mensch ist geldgierig und rachsüchtig. Wo investiert wird, wird geschmiert. Wo viel investiert wird, wird viel geschmiert.“
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