Nach dem Urteil des Sportgerichts gab es viele Stimmen zur Personalie Claudia Pechstein. Eine kleine Stimmensammlung.
Die erfolgreichste Winterolympionikin Deutschlands meldet sich auf ihrer Webseite zu Wort:
Claudia Pechstein:,,Der Alptraum geht weiter. Mit Urteil vom 25. November 2009 hat der Internationale Sportgerichtshof CAS die Sperre gegen mich bestätigt. Demnach kann ich bis auf Weiteres nicht bei Wettkämpfen starten und meine sechste Teilnahme an den Olympischen Spielen im Februar 2010 in Vancouver ist damit weiter ungewisser denn je.
Das zu akzeptieren, ist für mich unglaublich hart. Nach dem wochenlangen, unwürdigen Hin und Her war das Urteil aber abzusehen. Ich bin nicht mehr über das Ergebnis geschockt, sehr wohl aber darüber, wie es zustande gekommen ist. Erst die ISU, jetzt der CAS. Ich habe lernen müssen, dass es ausgerechnet vor Sportgerichten offenbar keinen Platz für das im Sport so oft beschworene Fair Play gibt. Ich habe nie gedopt und ein reines Gewissen.“
Joachim Franke (langjähriger Trainer von Claudia Pechstein):,,Es ist eine Katastrophe, ein absolutes Fehlurteil. Sie hat nie eine Leistung manipuliert. Insofern ist die Entscheidung nicht nachzuvollziehen.“
Fritz Sörgel (Pharmakologe, Leiter des Instituts für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung): ,,Ich denke, dass von Anfang an klar war, dass es in diese Richtung laufen musste. Ich habe gleich gesagt, dass es sehr schwierig werden wird, hier Gegenargumente zu finden. Es ist immer eine gewisse Unsicherheit mit drin, aber die ist im Fall Pechstein sehr klein.“
Wilhelm Schänzer, Leiter des Instituts für Biochemie an der Deutschen Sporthochschule Köln: ,,Ich bin sicher, dass der indirekte Nachweis von Doping-Missbrauch aufgewertet wird und die Entscheidung eine positive Stimmung bei den Verbänden erzeugt. Nicht wohl ist mir aber, dass das Urteil nur auf einen Parameter, die erhöhte Anzahl von Retikulozyten im Körper, beruht.“
Detlef Thieme, Leiter des Instituts für Dopinganalytik und Sportbiochemie in Kreischa: ,,Das Prinzip ist bestätigt. Individuelle Blutprofile und Blutpässe werden an Bedeutung gewinnen. Wichtig ist, wie sind die Details beschaffen, was wird uns für die Praxis mit an die Hand gegeben.“
Helge Jasch (Teamchef Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft): ,,Mir verschlägt es die Sprache, ich bin platt. Jetzt ist das Urteil da, es schwächt sportlich unser Team. Wir haben schließlich nicht 20 Leute, die Medaillen gewinnen können.“
Udo Sprenger (Vizepräsident Bund Deutscher Radfahrer): ,,Ich denke, die indirekte Beweisführung müssen und sollten wir zulassen. Ansonsten ist das ganze Prozedere mit Blutpassprogramm etc. hinfällig.“
Clemens Prokop, Präsident Deutscher Leichtathletik-Verband (DLV): ,,Die Entscheidung dürfte die Qualität der Doping-Bekämpfung spürbar verändern. Sie wird in Zukunft nicht mehr isoliert nur auf die Kontrollen abgestellt. Nun wird die Summe der Fakten ein Gleichgewicht erhalten.“
Thomas de Maiziere (Bundesinnenminister): „Das Urteil ist für Claudia Pechstein menschlich bitter. Sie war bis zum heutigen Tag für viele Sportbegeisterte, auch für mich, ein großes Vorbild. Das Disziplinarverfahren gegen Claudia Pechstein als Bundespolizistin wird wieder aufgenommen, wenn das Urteil rechtskräftig ist. Für den internationalen Sport ist das Urteil wegweisend. Es lässt den Indizienbeweis zum Nachweis von Doping zu. Der Nachweis eines einzelnen Dopings im konkreten Fall ist nicht mehr notwendig. Damit kann der internationale Sport sauberer werden. Als deutscher Innenminister erwarte ich allerdings, dass solche strengen Maßstäbe nicht nur gegenüber unseren Athleten, sondern weltweit angewandt werden.“
Weiterführende Artikel zum CAS-Urteil gegen Claudia Pechstein
1. Ein wertvoller Umweg
2. 63 Seiten, zwei Jahre, eine Verliererin
3. Pechsteins düsteres Ende
4. Im Zweifel gedopt
5. „Ich fühle mich unwohl mit dem Urteil“