Nachdenkenswert #266

,,Auf einen Bieterwettstreit wie bei Manchester United, wo Under Armour mitbot und Adidas sich letztlich für eine Rekordsumme von fast einer Milliarde Euro für zehn Jahre den Zuschlag sicherte, wollte sich Adidas diesmal offenbar nicht einlassen. Mit gutem Grund: Das Unternehmen hat in diesem Jahr seine Gewinnerwartungen trotz des WM-Titels der deutschen Elf mehrfach zurücknehmen müssen, die Aktie war mit einem Minus von 38 Prozent der schlechteste Einzeltitel im Dax.“

Mirjam Hecking, kurz vor dem Jahreswechsel im manager-magazin über den Wechsel von Tennisprofi Andy Murray von Adidas zum amerikanischen Konkurrenten Under Armour, dem vielleicht aktuell mit dem größten Sex-Appeal und unglaublicher Marketingpower durch ihren Chef Kevin Plank agierenden Sportartikelhersteller.

Rangnick und die Veteranenmedaille der Leistungsgesellschaft

Die neue Ausgabe vom manager magazin hat auf dem Titelbild zwei rote Bullen die sofort die Assoziation auf das Firmenlogo von Red Bull hervorruft. Zwischen den zwei bulligen Tieren ein Ball. Red Ball nennt das Wirtschaftsmagazin die Abbildung und geht im Heft der Frage nach wie Red Bull nach der Formel 1 auch im Fußball Nägel mit Köpfen machen will. Ein gut aufgelegter Ralf Rangnick plaudert munter und selbstbewusst über die Zielrichtung Bundesliga mit RB Leipzig und der angedachten Erweiterung der Red Bull Arena in Leipzig auf ca. 60.000 Zuschauer. Die Stadt Leipzig ziert sich wohl noch. Das vertiefen wir ein andermal. Ralf Rangnick ist ja seit Juni 2012 Sportdirektor vom FC Red Bull Salzburg und RB Leipzig. Gelegenheit für mich einen Blogbeitrag aus dem Archiv zu holen.

Reblog [vom 25. September 2011]

Die Personalie Ralf Rangnick ging durch alle Gazetten der Republik. Ein Heer von Hobbypsychologen war auf einmal präsent in den TV-Sendungen und in den Zeitungen. Die für mich interessanteste Abhandlung des Themas um das erloschene Feuer eines einst motivierten und im Job brennenden Übungsleiters gab es in der Wochenendausgabe von Süddeutsche Zeitung auf Seite 3.

Werner Bartens, Moritz Kielbass und Christof Kneer zeichnen auf einer kompletten Seite ein  differenziertes Bild über den Druck eines Bundesligatrainers, der Überlastung und dem viel beschriebenen Thema Burn-out. Es kommt auch der Freiburger Soziologe Ulrich Bröckling zu Wort:

,,Burn-out zeigt außerdem an, dass man sich im Beruf ausgepowert hat. Das ist geradezu die Veteranenmedaille der Leistungsgesellschaft – ich habe alles gegeben.”

Es wird von Bartens, Kielbassa und Kneer auch ein Rückblick auf den Jahresanfang gemacht. Der viel zu kurze Zeitraum zwischen der Demission von Rangnick am Neujahrstag bei Hoffenheim und dem neuen Arbeitsvertrag auf Schalke im März. In den paar Wochen dazwischen gönnte sich Rangnick keine Pause zum durchatmen. Die Tage waren getaktet. Selbst anberaumte Urlaubstage auf einer Insel im Süden wurden abgebrochen um ein Fußballspiel in London zu sehen und Gespräche mit Frank Arnesen zu führen. Oder ein selbst durchgeführtes Scouting eines talentierten jungen Keepers beim KRC Genk. Auch ein Rückblick auf die schwere Zeit von Hitzfeld 2004 oder die offensichtlich nicht vorhandene Sensibilität der Menschen, die mit Rangnick zusammenarbeiteten, fehlen in dem lesenswerten Artikel unter dem Titel – Ein Klügerer gibt nach – nicht. Alleine dafür hat sich der Kauf von Süddeutsche Zeitung am Wochenende gelohnt.

Es kommt auch Peter Henningsen, Chefarzt der Psychosomatik an der Technischen Universität in München zu Wort. Er redet Klartext:

,,So ein Fall ist eine Bedrohung für das System Leistungssport. Deshalb muss es als kurzer, leicht zu behebender Betriebsunfall dargestellt werden.”

Hitzfeld kam nach 2004 wieder zurück. Vor sieben Jahren fand er nach eigenen Worten nicht den Weg selber bei Bayern München zu kündigen. Jetzt trainiert er die Nati in der Schweiz. Ein Job mit weniger Dauerstress und keiner medialer 24-Stunden Nabelschau. Rückblickend gewinnt er der damaligen Situation und seiner Auszeit gute Seiten ab:

,,Die Pause danach war wie ein Jungbrunnen für mich”

Ralf Rangnick  wird jetzt den steinigen Weg der Genesung gehen. Dafür ist ihm ein verständnisvolles familäres Umfeld, der Blick in andere Lebensbereiche und viel Kraft sowie Glück zu wünschen.

Das Manager Magazin blickt auf Adidas, Nike, Puma, Burrda, Marathon, Joma, Lotto Sport und Uhlsport

Adidas und Nike, die großen Konkurrenten drehen vor der Fußball-WM 2014 in Brasilien an der Marketingschraube. Meedia titelt: Blutige Rinderherzen von Adidas: der provozierte Shitstorm. Auch der amerikanische Konzern Nike wirft die Maschinerie an. Der Tagesspiegel hat sich den WM-Song 2014 aus dem Käfig vorgenommen und urteilt über die 9-minütige Videobotschaft mit dem Schauplatz Wedding:

,,Ganz subtil werden die Markenbotschaften im Video platziert, da schnürt sich mal einer in Großaufnahme seine Schuhe, da lehnt an anderer Stelle ein Turnbeutel mit dem Swoosh an der Wand, und auch bei den Textbotschaften der Rapper wird man bei genauerem Hinhören fündig: „Rein in die Nikes, raus auf die Straßen“, heißt es da. Die bekannten Testimonials, die Fußball-Stars Sejad Salihovic (TSG Hoffenheim) und Änis Ben-Hatira (Hertha BSC), sind derweil nur für ein paar Sekunden im Bild. „

The Wall Street Journal titelte kürzlich den bemerkenswerten Artikel Fußball-WM 2014 wird zur Materialschlacht der Ausrüster und verwies auf  die enorme Bedeutung in puncto Marketing der Sportartikelindustrie.

,,Nun gilt es, in Brasilien die größtmöglichen Fußabdrücke zu hinterlassen. Unruhen in den Favelas sind vorerst nur unschöne Begleitmusik. Keine zweite Veranstaltung hat für die Sportartikelindustrie solch große Marketing-Bedeutung. Ein gewonnener Titel wäre der Traum eines jeden Konzernchefs, Haltbarkeit vier Jahre.“

Auch das Manager Magazin hat sich des Themas Sportmarketing der Ausstatter angenommen. Arvid Kaiser hat in einer 9-teiligen Serie die Protagonisten der Sportartikelindustrie Adidas, Nike, Puma, Burrda, Marathon, Joma, Lotto Sport und Uhlsport unter die Lupe genommen. In den ersten drei Teilen dreht es sich um die Platzhirsche Adidas und Nike. Selbstverständlich fehlt auch nicht die Betrachtung des WM-Fußballs Brazuca und der Blick auf zwei Stars die mit ihren Klubmannschaften Barcelona und Real Madrid dieses Jahr in der Meisterschaft hinter Atletico Madrid einkamen.

Teil 1: Nike läuft Adidas den Rang ab

Teil 2:  Adidas: Deutschland, Argentinien, Spanien – und vor allem Brazuca

Teil 3: Nike: Heimspiel mit Neymar, Hoffen mit Ronaldo

Traveler Digital CameraIm 4. Teil ist der Adidas Ortsnachbar aus Herzogenaurach Puma an der Reihe. Puma stellte ja bekanntlich bei der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland mit Italien den Champion. Ein italienischer Spieler, der vor zwei Jahren die Mannschaft um Lahm, Khedira, Schweinsteiger, Neuer etc. im Halbfinale der EM in schwerste Enttäuschungstäler schickte,  taucht denn auch ganz speziell bei Arvid Kaiser im Manager Magazin auf.

Teil 4: Puma: Neue Kraft mit Balotelli

Puma verrutsche ja ein wenig in Richtung Lifestyle-Marke und der Pfad des Sports wurde nicht so konzentriert und konsequent mehr bestritten.

,, Der neue Puma-Chef Bjørn Gulden, selbst ehemaliger Fußball-Profi, will die sportliche Kompetenz wieder stärker betonen. Und die Chancen stehen gut, dass die WM 2014 hilft, diese Botschaft zu transportieren. Neben vier der fünf afrikanischen Mannschaften und Stammkunde Italien schickt Puma auch zwei verhältnismäßig starke südamerikanische Teams und die im Fifa-Ranking ebenfalls weit vorn rangierende Schweiz aufs Feld.“

Die zwei Teams aus Südamerika sind die unbequeme Mannschaft aus Chile. Übungsleiter Löw seine Mannschaft hatte vor Wochen beim Länderspiel in Stuttgart aller höchste Mühe mit den frischen, zweikampfstarken, laufintensiven Chilenen. Die zweite von Puma ausgestattete südamerikanische Mannschaft ist Uruguay. Jene Mannschaft also, die bei der Fußball-WM 1950 Gastgeber Brasilien eine Art kollektives Trauma bescherte.

In Teil 5 der Serie beim Manager Magazin nimmt sich Arvid Kaiser dann Burrda vor. Sie statten Belgien aus. Vielen gilt die Mannschaft von Trainer Wilmots (allen Schalke Fans in Erinnerung an die phantastische UEFA-Cup Saison 1997 und zahlreicher Bundesligaspiele als Eurofighter und Kampfschwein bekannt) schlechthin als der Geheimtipp. Mir haben sie am Wochenende gegen Schweden auch sehr gut gefallen. Die Skandinavier mussten allerdings auf ihren Star Ibrahimovic verzichten. Kann Belgien sehr weit sich ins Turnier hinein spielen und kämpfen wird auch Burrda davon in puncto Aufmerksamkeit und marketingtechnischer Resonanz profitieren.

Teil 5: Burrda: Geheimfavorit mit Belgien?

Was haben die deutsche Nationalmannschaft und die Elf mit Außenseiterchancen aus Ecuador gemeinsam? Beide vertrauen Anbietern von Textilkompetenz mit dem Firmensitz in der eigenen Heimat.  Arvid Kaiser nimmt den Sportartikelhersteller Marathon unter die Lupe und merkt einleitend an:

,,Noch exotischer als Burrda ist Marathon. Der Ausrüster der Nationalmannschaft von Ecuador (Gruppe E) hat seinen Sitz in der Landeshauptstadt Quito. Man könnte hinter der Wahl der Underdogs einen antiimperialistischen Impuls des seit 2007 regierenden Präsidenten Rafael Correa vermuten, doch die Südamerikaner setzen schon seit 1994 auf den heimischen Lieferanten.“

Teil 6: Marathon: Ecuador vertraut auf heimische Textilkompetenz

In Teil 7 nimmt sich Arvid Kaiser dann Joma vor. Sie rüsten Honduras aus und einleitend wird auf eine Schwachstelle der großen Player verwiesen:

,,Auch sonst scheint Lateinamerika eine Schwachstelle der Marktführer zu sein. Honduras (ebenfalls Gruppe E) lässt sich vom spanischen Hersteller Joma ausrüsten, der aber durchaus auf dem Weltmarkt eine Rolle spielt. Markant ist vor allem der Retro-Look der Outfits.“

Teil 7: Joma: Lateinamerikas Faible für Außenseiter

Lotto Sport ist ebenfalls mit einer Mannschaft bei der WM in Brasilien beim Schaulaufen der Sportartikelindustrie vertreten. Der Auftaktgegner der deutschen Mannschaft bei der Heim-WM 2006: Costa Rica. Ab der nächsten Saison werden die Trikots auch in der Bundesliga bei einem einstigen Sensationswintermeister zu sehen sein.

Teil 8: Lotto Sport: Was Costa Rica mit Hoffenheim gemeinsam hat

Bliebe noch das Unternehmen aus Balingen übrig. Uhlsport hatte einst die renommierte Mannschaft Inter Mailand ausgestattet. Zu jener Zeit spielte dort unter anderen ein gewisser Lothar Matthäus. Wir hatten Uhlsport diese Woche bereits hier im Blog, zu der ganzen Thematik der Vorwürfe aus dem iranischen Verband in puncto Anzahl der Trikots und der kolportierten Reaktion des Torwarttrikots nach dem Waschen beim Ersatzkeeper aus dem Iran. Mit diesen angeblich signifikanten Abweichungen nach der Wäsche hatte es dann eine entsprechende Reaktion von Uhlsport gegeben, die sich gegen die Vorwürfe zur Wehr setzten.

Arvid Kaiser verweist im letzten Teil seiner Serie über die Sporthersteller während der WM auch auf die Schwierigkeit des Irans, überhaupt eine westlcihen Sponsor bekommen zu haben.

,,In Gruppe F steht nur ein Team gegen eine Phalanx aus Adidas-Mannschaften. Iran hatte wegen der Wirtschaftssanktionen von USA und Europa in der Vergangenheit immer wieder Schwierigkeiten, einen westlichen Sponsor zu finden. Seit 2012 kommen die Trikots von Uhlsport aus dem baden-württembergischen Balingen.“

Teil 9: Uhlsport: Mit Iran kommen doch wieder Deutsche ins Spiel

Uhlsport rüstet auch 1860 München aus. Jene Mannschaft die diese Woche durch das rockige Interview ihres Präsidenten Gerhard Mayrhofer unter dem Titel „Der Wahnsinn kommt!“ in die Schlagzeilen kam.